Barbara Alms, Kunsthistorikerin und langjährige Leiterin der Städtischen Galerie Delmenhorst, spannte in ihrem mitreißenden Vortrag einen weiten Bogen, um das umfangreiche Schaffen des Malers Marc Chagall einzuordnen. Illustriert wurde das Vortragsthema „Krieg, Exil, Liebe“ anhand von 80 beeindruckenden Lichtbildern.
Im Vortrag wurde Marc Chagall (1887–1985) als Sohn einer armen orthodox jüdischen Familie vorgestellt. Geboren im russischen Witebsk, reifte er zu einem der erfolgreichsten und berühmtesten Künstler der europäischen Moderne. Im Laufe seines fast 100 Jahre umspannenden Lebens schuf er ein unverwechselbares Universum traumhafter Bildräume in leuchtenden Farben. Mehr als 1000 Werke entspringen seiner Sicht auf die Welt.
Die Bildauswahl für den Vortrag verweist nachdrücklich darauf, dass Chagall nicht allein als der Maler der fliegenden Liebenden, der mythischen Tiere und Blumensträuße zu sehen ist.
Barbara Alms lenkte die Aufmerksamkeit darauf, dass der Künstler Zeuge von zwei Kriegen, einer Revolution sowie der Verfolgung und Ermordung der Juden war. Selbst in Flucht und Exil getrieben, wurde er zum Maler der großen Katastrophen und Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Seine geschichtlich aufgeladenen Bilder der dreißiger und vierziger Jahre aber werden erst in den letztvergangenen Jahren bekannt, so die Referentin. Zahlreiche Beispiele im Vortrag rücken diese Seite des Gesamtwerkes Chagalls in den Blick. Dazu zählen auch beeindruckende Bilder, die die Verbrannten Dörfer in Belarus zum Thema haben und die unbeschreiblichen Verwüstungen, die die deutsche Wehrmacht sowie ihre willigen Helfer der SS in ihrem antislawischen, antijüdischen und antibolschewistischen Furor dort angerichtet haben.
Die Vielschichtigkeit des Vortrages vermittelt sich am besten im Video dieser Veranstaltung, dass wir hiermit zur Kenntnisnahme empfehlen.
Für den Veranstalter Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen begrüßte Horst Otto das Publikum und dankte Barbara Alms für den kompetenten Exkurs in das Leben und künstlerische Schaffen des bedeutenden Malers. In seinen Schlussbemerkungen verwies der Vereinsvertreter auf die Chagall-Rezeption, wie sie in einem Video durch die Schirn Kunsthalle Frankfurt angeboten wird. Als weiterer Erkenntnisgewinn lohne sich ein Vergleich mit dem Vortrag von Barbara Alms!
Die Veranstaltung fand am 16. Oktober im Haus der Wissenschaft, Bremen, statt.
Text: H.O.; Abbildungen: Hartmut Drewes, Sönke Hundt; Video: Sönke Hundt