
Die Beschäftigung mit der Geschichte der Verbrannten Dörfer in Belarus macht schnell deutlich: Es gibt in Deutschland kaum umfassende Informationen zu den grauenvollen Verbrechen (1941-1944) der deutschen Wehrmacht und der SS auf dem Gebiet der Belarussischen SSR. Vor diesem Hintergrund vermittelt die Ausstellung Spuren der Erinnerung: Leise Bilder fast vergessener Barbarei einen notwendigen, aber auch speziellen, Zugang zu dem Thema. Am Samstag, 5. Oktober, hatte der Verein Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen e. V. zur Vernissage geladen und zahlreiche Gäste waren der Einladung gefolgt.
Gezeigt werden Gemälde einer Künstlergruppe der Puschkin-Universität Brest. Diese widmen sich feinfühlig dem Andenken der Opfer der Gräueltaten während des deutschen Vernichtungskrieges vor 80 Jahren.
Begegnung mit Vera Samsonovna
Einmal waren es die 55 Kinder eines Waisenhauses, ein anderes Mal alle Bewohner eines Dorfes, das – mit Kind und Kegel – gänzlich niedergebrannt wurde.
Nur Ruinen, Bäume, Kreuze und eine einzige Überlebende, Vera Samsonovna, zeugen von dem ehemals lebendigen Dorf Dremlevo … Ein Gemälde in der Ausstellung ist dieser letzten Zeitzeugin gewidmet.
„Lasst uns in Frieden und Freundschaft zusammen leben!“
Wolfgang Müller, Vorsitzender des Vereins, und Ludmilla Schmidt informierten die Ausstellungsgäste über ihre Reise auf den Spuren der Verbrannten Dörfer, die in diesen Julitagen stattfand. Anlass war der 80ste Jahrestag der Befreiung der Belarussischen SSR durch die sowjetische Rote Armee im Sommer 1944. Gemeinsam mit weiteren deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Friedensfahrt besuchten sie Gedenkstätten und legten gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung im ehrenden Gedenken Kränze nieder.
Anhand von zahlreichen Fotografien wurde am Samstag auch über die Gastfreundschaft und Freude der Menschen über den Besuch aus Deutschland berichtet. Dazu gehörte auch ein Gedankenaustausch mit den Künstlerinnen, die jetzt in Bremen mit ihren Gemälden vertreten sind.
Besonders bewegend war die Begegnung mit der letzten noch lebenden Überlebenden der deutschen Barbarei im Dorf Dremlevo, Vera Samsonovna. Ihre bewegenden Worte an die Gäste bleiben sicher für immer in Erinnerung: „Lasst uns in Frieden und Freundschaft zusammen leben!“
Requiem und Schweigeminute
Den musikalischen Rahmen setzten Vadim Kulitzkij (Gitarre) und Alexander Kulitzkij (Geige) mit eigenen Kompositionen. Auszüge aus dem von Vadim Kulitzkij komponierten Requiem und eine Schweigeminute gaben der Ausstellungseröffnung die besondere Würde.
Besichtigt werden kann die Ausstellung noch bis einschließlich Sonntag, 24. November
Informationstafeln in deutscher und russischer Sprache bieten guten Zugang zu den Gemäldemotiven.
Täglich geöffnet von 8 Uhr bis 20 Uhr
Gemeindezentrum Zion
Kornstraße 31, Bremen
_Siehe zum Thema auch auf dieser Homepage den Reisebericht „5 Tage – 5 Gedenken – 5 Kränze“
Text und Fotos: Horst Otto; Gemälde „Der Hof der Großmutter“ (Vera Samsonovna) von O. Romanchuk



