Berührende Musik, gefühlvolle Rezitationen und bewegende Informationen zu Chatyn, der in der Erinnerungskultur von Belarus „Friedhof der Dörfer“ genannten Gedenkstätte, standen auf dem Programm des Konzertes In Memoriam Chatyn/Belarus am Samstag, dem 16. November.
Erinnern an die verbrannten Dörfer in Belarus
Mit einem Präludium und Fuge d-Moll von F. Mendelssohn-Bartholdy eröffnete Christian Faerber an der Ott-Orgel das vielfältige Programm.
Für die Veranstalter begrüßte Louis-Ferdinand von Zobeltitz, Pastor i. R., die Gäste mit eindringlichen Worten zu den verbrannten Dörfern in Belarus und den mehr als 27 Millionen sowjetischen Menschen, die als Folge des deutschen Vernichtungskrieges zu Tode kamen. Besonders betonte er seine Eindrücke von der Gedenkstätte Chatyn, die er 1991 mit zahlreichen Bremerinnen und Bremern besuchte. Abschließend brachte der Redner zum Ausdruck: „Wir denken an die Ermordeten auf allen Seiten des großen Krieges vor 80 Jahren, wir denken an die Ermordeten in diesen Tagen in der Ukraine, in Russland, in Israel, in Gaza, im Libanon und wo auch immer Meschen mit Gewalt und Terror erniedrigt und getötet werden. Wir denken an sie, weil wir leidenschaftlich für eine Geschichte eintreten, die geprägt und bestimmt ist von dem Aufruf: Nie wieder Krieg!“
Mit dem 1941 geschriebenen Poem von K. Simonow „Warte auf mich“, auf Russisch „жди меня“, vorgetragen von Irene Baumann auf Russisch und Torsten Kühn auf Deutsch wurde ein eindrucksvolles Bild der damaligen Gedanken und Emotionen der Menschen im Krieg vermittelt.
Журавли, auf Deutsch: Kraniche
Fortgesetzt wurde mit Musik von J. S. Bach und D. Schostakowitschs 15. Streichquartett. Aus dem Musikschaffen Schostakowitschs wurde dieses Werk ausgewählt, da es den Opfern des Faschismus gewidmet ist. Vorgetragen vom Streichquartett Jörg Assmann, Violine; Julia Bornholt, Violine; Balkis Mele, Viola und Hanna Warjes, Cello. Fast hymnischen Charakter offenbarte das Lied Журавли, auf Deutsch Kraniche. In der russischen Fassung gesungen von Larissa Scherschel und am Klavier begleitet von Slava Kravets, berichtet es von sieben Söhnen einer Familie, die für die Verteidigung der Sowjetunion ums Leben kamen.
Разлука, auf Deutsch: Die Trennung
Von M. Glinka ursprünglich für ein großes Orchester komponiert, wurde an diesem Abend die musikalische Umsetzung für Gitarre und Cello von Tim Schikoré gespielt. Gegeben wurde die Musik von Ivan Emelianov (Cello) und Tim Schikoré (Gitarre).
Не буря нам крыши сорвала, auf Deutsch: Nicht der Sturm riss unsere Dächer ab
Auf die Dramen der verbrannten und zerstörten Dörfer machte Volha Chernisheva mit dem Vortrag des Poems des belarussischen Dichters Petrus Brovka aufmerksam. Vladimir Chernishev führte die Übersetzung extra für diesen Vortrag aus. Reinhard Anders brachte die deutsche Version zu Gehör.
Um das Leid der Mütter, die ihre Kinder im Krieg verlieren, ging es im Requiem. 1997 von Vadim Kulitzkij komponiert, schreit es den Schmerz hinaus, den der Verlust der geliebten Kinder bedeutet. Vadim Kulitzkij, Gitarre, Alexander Krämer, Akkordeon und Alexander Kulitzkij, Geige gaben mit ihrer Kunst dem Werk die hervorragende Würde.
Chor „Rodina“ und Slava Kravets am Klavier
Der Chor „Rodina“ unter Leitung und am Klavier begleitet von Slava Kravets setzte die Schlussakkorde und begeisterte das zahlreich erschienene Publikum. Koloratursopranistin Hanna Kantarovitsch eröffnete das Potpourri mit dem Lied Завируха/Wirbelsturm. Es folgten: Полюшко поле/Feldchen, mein Feldchen, Прощайте, скалистые горы/Abschied von der vertrauten Landschaft, Дороги/Die Wege, Прощание славянки/Abschied von den Frauen, Моя любимая/Meine Liebste und zum Abschluss des Konzertes erklang Смуглянка/Ein junges Mädchen. Für die Veranstalter Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen e. V. und die Friedensinitiative der Gemeinde Unser Lieben Frauen führte Horst Otto durch das Programm. Veranstaltet wurde dieses Konzert in der Kirche Unser Lieben Frauen, Bremen.
Text: H.O.
Abbildungen: Hartmut Drewes