Es war erneut ein Hochgenuss, den Darbietungen des Teams „Russische Lyrik im Spiegel der Zeit“ zu folgen. Auf dem Programm stand Alexander Puschkins Novelle „Der Schneesturm“. Geteilt wurde die Bühne mit dem renommierten A-Cappella-Quartett „Harmonie“, Absolventen des Petersburger Konservatoriums, und der Vokalgruppe des Chores „Rodina“ unter Leitung von Slava Kravets. Das Publikum honorierte mit sichtbarer Freude und starkem Applaus die gelungene Vorstellung. Herzlich begrüßt wurden die Gäste am 11. Dezember im voll besetzten Saal der Ev. Andreas Gemeinde durch Pastorin Saskia Schultheiss.

Ein hervorragendes Werk

Die Novelle „Der Schneesturm“ zählt zu jenen Werken Puschkins, die besondere Beachtung finden. Sie erzählt von der jungen Marja Gawrilowna und ihrer Liebe zu Wladimir Nikolajewitsch. Marjas Eltern verhindern die Hochzeit des verliebten Paares. Puschkin entfaltet aus diesem Stoff ein wunderbares Werk, dass durch seine sprachliche Brillanz fasziniert. Ein Text mit überraschenden Wendungen und wunderbaren Beschreibungen von Liebe, Irrungen und Wirrungen, Schnee und Schneesturm.

Vortrag in deutscher und russischer Sprache

Die Wortbeiträge erfolgten in deutscher und russischer Sprache. Diese besondere Art des Vortrags gehört sicher zum großen Erfolg dieser Lyrik-Reihe.

Arrangiert wurde das Bühnenprogramm von Irene Baumann und Thorsten Kühn, die sich die Gestaltung und Moderation teilten. Dominik Staets und Niklas Weinhold rezitierten Gedichte; Konrad Ostertag und Lenz Albrecht traten als Rezitatoren von Gedichten und als Vorleser der Novelle auf – sie besuchen die Waldorfschule in Osterholz, Bremen. Wolfgang Krieger informierte die Gäste mit der biografisch-historischen Einordnung. Anna Novoshilova und Joannes Bruns kamen in der Rolle weiterer Vorleser zu Wort. Abbildungen zum Thema präsentierte Jens Derner.

Vielsprachiger Abschluss

Dass das Werk Puschkins in vielen Sprachen der Welt rezipiert wird, kam mit der abschließenden Rezitation eines Auszuges aus Alexander Puschkins Gedicht „Ein Denkmal schuf ich mir von keiner Hand erhoben“, erschienen 1836. Vorgetragen von Konrad Ostertag in Russisch, Thorsten Kühn in Deutsch, Svitlana Bjelobrk in Serbisch, Anna Novoshilova in Estnisch, Rabih Nahas in Arabisch, Dr. Hongxing Zhu in Chinesisch, Irene Baumann in Russisch.

Blumen und ein besonderer Dank

Zum Abschluss gab es Blumen, viel Applaus und einen besonderen Dank an das gesamte Lyrik-Team. Wolfgang Müller brachte für den Deutsch-Russische Friedenstage Bremen e. V. den Dank des Vereins zum Ausdruck, dass nun bereits mit acht erfolgreichen Veranstaltungen „Russische Lyrik im Spiegel der Zeit“ russische Kultur und Literatur den Menschen in Bremen und weit darüber hinaus näher gebracht wurden. Und alle waren sehr gut besucht. Darin sieht Wolfgang Müller auch einen Beweis, dass die Beschäftigung mit der russischen Kultur weiter aktuell ist. Einen besonderen Blumenstrauß gab es für Irene Baumann. Es ist ihrer Idee und ihrem besonderen Engagement zu verdanken, dass diese Lyrik-Veranstaltungen eine solch große Beachtung finden.

Warum nicht in den Räumen der VHS?

Bisher wurden die Lyrik -Veranstaltungen von der VHS-Bremen in Kooperation mit dem Verein Deutsch-Russische Friedenstage im Saal der VHS durchgeführt. Diese Kooperation wurde durch die VHS abrupt beendet. Hintergrund für den neuen Veranstaltungsort ist eine Kampagne von Einzelpersonen und Institutionen, denen es ein Dorn im Auge ist, dass der Verein für Dialog und Verständigung mit der Russischen Föderation sowie Deeskalation und friedliche Beziehungen zu unserem Nachbarn im Osten eintritt. Indem die Leitung der VHS sich dem Druck der öffentlich unbekannten Kritiker beugt, trägt sie zur Zensurunkultur in Deutschland bei. Horst Otto informierte für den Verein über diese unsägliche Entwicklung und machte zugleich bekannt, dass die Kritiker die gleichen Personen sind, die die Augen verschließen, wenn es zum Beispiel um Bremens Partnerstadt Odessa geht. Dort werden in diesen Tagen russischsprachige Bücher aus den Bibliotheken gezerrt und Puschkin-Denkmäler geschleift. Ebenso sind Denkmäler von Alexander Blok und Wladimir Wyssotzkij dem Abriss anheim gegeben. Selbst das Denkmal von Katharina der Großen, die 1794 Odessa gründete, wurde demontiert.

Text: H.O.; Abbildungen: Teaser: Kathrin Refardt; Fotos: Hartmut Drewes; Video: Georg Maria Vormschlag