Fast 60 Mitglieder und Freunde des Vereins Deutsch_Russische Friedens_Tage (DRFT) machten sich am 15. Oktober früh morgens auf den Weg, um nach Berlin zu fahren.

Ihr Ziel: dem Botschafter der Russischen Föderation Bremer Friedens- und Freundschaftswünsche zu übermitteln.

Ihre Idee: Deutlich machen, dass es in der Bundesrepublik Deutschland viele Menschen gibt, die den expansiven und provokativen Kurs der NATO gegen die Russische Föderation ablehnen. Stattdessen setzt sich der Verein für die Rückkehr zum Dialog, zu diplomatischen Verhandlungen und eine dauerhafte europäische Friedens- und Sicherheitsstruktur ein.

Außerdem sollte das Zeichen gesetzt werden, dass der beste Weg zum Frieden über regelmäßige Gespräche und persönliche Kontakte, über Handel und Wandel führt – das Gegenteil von Drohungen, Sanktionen, Reisebeschränkungen und Eisernem Vorhang.

Vor dem Besuch der Botschaft nutzte die Bremer Delegation die nahe gelegene Kultureinrichtung ‚Russisches Haus der Wissenschaft und Kultur‘, um sich die Einrichtung zeigen und erklären lassen. Eine Zusammenarbeit bei der Präsentation von Kulturangeboten wurde seitens der DRFT ins Auge gefasst. In der Kantine konnten wir uns anschließend mit leckeren und preiswerten russischen Spezialitäten stärken.

Gedankenaustausch mit Botschafter S. Netschajew

Freundlich empfangen wurden die „Bürgerdiplomaten“ vom Botschafter der Russischen Föderation. In einleitenden Bemerkungen machte der Diplomat deutlich, dass die Regierung seines Landes die gegenwärtig angespannten Beziehungen mit Deutschland bedauert. Besonders betonte er, dass es nicht sein Land sei, das die bis vor kurzem noch sehr produktive Zusammenarbeit nahezu zum Stillstand gebracht hat: „Wir haben keine Brücken abgebaut!“

Und – die Bereitschaft, die politischen Beziehungen auf neuer Grundlage wieder zu entwickeln, sei vorhanden. Der Botschafter zeigte sich überzeugt, dass es auch wieder erfreulichere Zeiten in den deutsch-russischen Beziehungen geben werde.

DRFT wirbt für die Rückkehr aller Beteiligten zur Vernunft

Wolfgang Müller, Vorsitzender des Vereins, stellte den DRFT Bremen vor und sprach auch über die Beweggründe für den Besuch: ein Anknüpfen an die langen gut-nachbarschaftlichen Beziehungen beider Länder, die Notwendigkeit, die Gesprächsfäden wieder aufzunehmen, die bis etwa 2014 so intensiv und wichtig gewesen waren. Sei es in der Wirtschaft, der Politik, bei Städtepartnerschaften oder in der Kunst und Kultur. Positive Erinnerungen knüpfen sich an die Namen Willy Brandt, Helmut Kohl und Gerhard Schröder. Mit diesen Politikern verbindet sich die Wahrnehmung eines gegenseitigen respektvollen Umgangs auf Augenhöhe und der beharrliche Versuch, Brücken zu bauen, um letztlich dauerhaft Gute Nachbarn sein zu können.

Um hier wieder anknüpfen zu können, appelliere der Verein an die Verantwortlichen beider Seiten, trotz des aktuellen Konflikts für die einfachen Bürger die (vom Westen eingeführten) Kontakt- und Reisebeschränkungen wieder aufzuheben. Dies könnte ein sinnvoller Vorgriff auf eine zukünftige Friedenslösung sein.

S. Netschajew kennt die deutsche Märchenwelt

Als guter Kenner der deutschen Märchenwelt (in der er auch die Märchen von der Zerstörung von Nordstream2 ansiedelte) zeigte sich der Botschafter bei der Übergabe des Gastgeschenkes durch unseren Vereinsvorsitzenden: Die gediegene Bronzeplastik der Bremer Stadtmusikanten (mit Vereinsinitialen) stehe nicht nur für Bremen, sondern auch als Symbol dafür, was man – auch als vermeintlich schwächere – gemeinsam erreichen könne …

Ergänzend dazu wurde ein Buch mit den Unterschriften aller anwesenden „Bürgerdiplomaten“ als Dank für die Einladung übergeben. Diese Geste wurde durch ein Geschenk typisch russischer Produkte erwidert.

Die Verhinderung von Krieg und Faschismus gehört zum Selbstverständnis des Vereins DRFT

Horst Otto, Gründungsmitglied des Vereins, erinnerte an ein bewegendes Foto aus dem Jahr 1994, das den Abzug der sowjetischen Soldaten aus Deutschland zeigt. Ein Banner am letzten Waggon des Evakuierungszuges lautete:
„Wir kamen als Sieger – und gehen als Freunde!“

Otto stellte die Frage in den Raum: „Wie viel Hoffnung auf eine friedliche Welt und gute Beziehungen unserer Länder kommt doch hier zum Ausdruck?“ Und was ist daraus geworden?

Großen Stellenwert hat auch die Fortschreibung der Erinnerungskultur in Bremen. Seit der Gründung des Vereins kommen Mitglieder und Freunde am 8. und 9. Mai zusammen, um an die Befreiung durch die Rote Armee und die Anti-Hitler-Koalition zu erinnern. Zum ehrenden Gedenken an die sowjetischen Kriegsgefangenen, die die NS-Tortour in Bremen nicht überlebt haben, werden jeweils an zwei Mahnmalen – an der Reitbrake und auf dem Friedhof Osterholz – Kränze niedergelegt. Otto bedankte sich für die Zusage des Botschafters, auch 2026 wieder mit Botschaftsvertretern daran teilzunehmen.

Picassos Friedenstaube auf dem Weg nach Moskau

Die abschließend an den Botschafter übergebene Keramik einer Friedenstaube rundete die freundliche Begegnung in der Botschaft ab. Inspiriert wurde die Formgebung durch das künstlerische Werk Pablo Picassos. Sein Engagement für die internationale Friedensbewegung zeigt sich noch heute in dem Symbol der Friedenstaube. Die DRFT Bremen verbinden mit diesem Geschenk die Hoffnung, dass es schon bald zu einem dauerhaften Frieden kommt, in dem jeder Staat seine Sicherheitsinteressen gewahrt sieht.

‚Palast‘-Besichtigung

Abschließend wurde die Bremer Gruppe von zwei kompetenten Mitarbeiterinnen mit vielen Erläuterungen durch das imposante Gebäude geführt. Die beeindruckende großzügige Architektur und reiche Inneneinrichtung können auch als Beleg dafür dienen, welche neuen Entwicklungschancen die damalige sowjetische Führung der Freundschaft mit einem befreiten Deutschland zugeschrieben haben mag.

Während der Rückfahrt im Bus hatte jeder die Gelegenheit, die vielen Eindrücke für sich zu verarbeiten. Es herrschte eine sehr zufriedene Grundstimmung vor – diese Erfahrung gemacht und dieses Zeichen gesetzt zu haben.

Redaktion: Der Vorstand
Abbildungen: Archiv des Vereins