Bahr, Adelheid, (Hg)
Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen
Aufruf für eine neue Friedenspolitik
Westend Verlag

Adelheit Bahr ist es als Herausgeberin gelungen, Autorinnen und Autoren zu versammeln, die mit klugen und ideenreichen Beiträgen eines deutlich machen: Es gibt in unserem Land eine klare Mehrheit, die gute Beziehungen zu Russland für wichtig hält.

Verstehen ist das Tor zur Verständigung

Leserinnen und Lesern begegnen in diesem Buch Texte u. a. von Matthias Platzeck, Antje Vollmer, Daniela Dahm, Justus Franz, Mattias Bröckers, Albrecht Müller und Sigmar Gabriel. Ebenso sind dabei: Gabriele Krone-Schmalz, Konstatin Wecker und Willy Wimmer, die aus ihrer persönlichen Sicht schreiben. Es verbindet sie der Gedanke, neue Wege zu suchen, die zu einem kooperativen statt konfrontativen Verhältnis zu Russland führen.

Bittner, Wolfgang
Der neue West-Ost-Konflikt
Inszenierung einer Krise
Verlag ZeitGeist

In diesem Buch beschreibt Wolfgang Bittner in sorgfältig recherchierten Kapiteln, wie aus Handlungen des Westens nach dem Niedergang der Sowjetunion der neue West-Ost-Konflikt – Nato gegen Russland – herbeigeführt wurde.

Auf mehr als 300 Seiten mit zahlreichen Quellenangaben liefert der Autor die Chronologie des Geschehens über mehr als ein Jahrhundert, analysiert die Hintergründe und zeigt auf, wie es zu dieser unheilvollen Entwicklung kommen konnte und welche politischen Kräfte dahinter stehen.

Im Anhang informiert dieses Buch über zahlreiche Initiativen der Friedensbewegung, die jenen Menschen, die eine friedliche Welt anstreben, wichtige Orientierung geben.

Bittner, Wolfgang
Die Eroberung Europas durch die USA
Eine Strategie der Destabilisierung, Eskalation und Militarisierung
Westend Verlag

Die USA wollen Truppen aus Deutschland abziehen. Stellt sich die Frage: „Schwächen die USA sich vorsätzlich oder verfolgen sie weiterhin die Erreichung ihrer strategischen Absichten in Europa?“ Das vorliegende Buch von Wolfgang Bittner bietet zu diesen Fragen reichlich Orientierung.

Im Klappentext heißt es: Die USA sind der bestimmende Faktor der politischen Entwicklung im Osten Europas. Seit langem bereiten sie mit geheimdienstlichen Mitteln Umstürze vor, beeinflussen die zentralen Medien und entkernen die Souveränität europäischer Staaten. Chronologisch, vom Beginn der Maidan-Ereignisse über die Zuspitzung des Konfliktes mit Russland, bis zu den aktuellen Entwicklungen unter Präsident Trump, legt Wolfgang Bittner kritisch und detailreich die Strategie offen, mit der die USA ihre Interessen in weiten Teilen Europas ohne jede Rücksicht und Abwägung durchsetzen.

Bollinger, Stefan
Die Russen kommen!
Wie umgehen mit dem Ukrainekrieg? Über deutsche Hysterie und deren Ursachen
Verlag am Park

Buchbesprechung von Lothar Schröter
mit freundlicher Genehmigung der Tageszeitung nd

Der Krieg in der Ukraine ist für seriöse Gesellschaftswissenschaftler, Politiker und Journalisten, die sich bisher mit noch unverstelltem Blick links verorteten, eine Herausforderung ersten Ranges. Wenn sie nicht kaum revidierbare Urteile mehr oder minder aus dem Bauch heraus fällen. Dies trifft leider auch auf etliche Historiker zu. Jedoch nicht auf den Autor des hier vorzustellenden Buches.

Anders als sein Titel vermuten lässt, steht der aktuelle Krieg um und in der Ukraine jedoch nicht im Mittelpunkt. Stefan Bollinger versucht sich an einer knappen Reminiszenz der deutsch-russisch-sowjetischen Beziehungen, um von diesem historischen Rückblick aus den Standort des regierungsoffiziellen Deutschlands zu bestimmen, aber auch jenen unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Akteure in der Bundesrepublik bis hin zu DEN LINKEN, zu Russland und zur Ukraine zu deuten und zu erklären. Was nicht billigen meint. Ohne es so auszudrücken, lässt Bollinger wissen, dass er eine Ursache für vorschnelle Pauschalurteile in einem allgemeinen krassen Mangel an politischer Bildung sieht, die selbst viele Linke zu schlimmen Irrtümern verleitet. Auch der Rezensent musste erst lernen, dass nun, nach einer neu herangewachsenen Generation, Wahrheiten, die allen Stürmen der Zeit zum Trotz Wahrheiten bleiben, immer wieder neu erlernt werden müssen. Aber eben auf einem soliden Fundament politisch-historischer Kenntnisse. Und eben daran mangelt es immer mehr.

Der Autor lässt keinen Zweifel an seiner wissenschaftlich begründeten Grundauffassung zum Krieg in der Ukraine. Ausgehend davon, dass Russland nicht mehr bereit ist, »sich politisch in die Schranken weisen und sich militärisch bedrohen zu lassen« und die Kiewer Zentralregierung mit Strafexpeditionen 2014 einen Bürgerkrieg im Osten des Landes entfesselt hat, schreibt er, vielleicht etwas sehr lakonisch: »In diesen Bürgerkrieg hat Russland im Februar 2022 offen und besitzstandserweiternd eingegriffen.« Um dann jedoch tief und ernthaft in die Historie einzutauchen. Eine hochpräzise Ratgeberin, die viel zu oft ignoriert wird – auch im Fall des Ukraine-Krieges.

Konsequent beginnt Bollinger mit dem »mörderischer Überfall 1941: die ewige Zäsur«. Niemand sollte das mit diesem Datum des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion verbundene Trauma in Russland, aber auch anderswo, unterschätzen. Am Ende hatten die Völker der UdSSR 27 Millionen Kriegstote, ungezählte Millionen von Kriegsversehrten, Witwen und Waisen sowie ein kriegszerstörtes Land zu beklagen. Nie mehr zuzulassen, dass sich ein 22. Juni 1941 wiederholt, ist Staatsdoktrin in Russland, betont Bollinger. Wahr ist aber auch: Die Wehrmacht wäre nie bis kurz vor Moskau vorgedrungen, das Land hätte Millionen von Opfern weniger betrauern müssen, hätte die Rote Armee mit ihren grenznahen Artillerie- und Fliegergruppierungen die Aufmarschräume der Wehrmacht rechtzeitig massiv angegriffen. Diese Überlegungen begleiteten wohl maßgeblich die Entscheidung Putins und seiner Entourage zur Invasion in die Ukraine. Was keine Entschuldigung sein soll. Doch: Gab es nicht wirklich Pläne in Kiew zum militärischen Einmarsch in die Gebiete Lugansk und Donezk mit einer von der Nato hochgerüsteten 200 000-Mann-Armee, der im März dieses Jahres erfolgen sollte?

Bollinger macht daran auch seine Antwort auf die von Kanzler Olaf Scholz verkündete »Zeitenwende« fest: Sie habe ganz gewiss nicht im Februar 2022 gelegen. »Denn dieser hatte eine lange politisch-militärische Vorgeschichte, in der politische wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen entstanden, und irgendwann schlug die Quantität in eine neue Qualität um.« Es folgen Ausführungen, zum Einschreiben ins sprichwörtliche Stammbuch geeignet: »Komplexere Betrachtungen zur geopolitischen Situation dürften hier weiterführen als eine schwache linke Politik.« Es brauche »eine klare kritische Haltung zum eigenen Imperialismus«. Und: »Die Berliner Republik ist Teil der aggressiven Politik des US-geführten Westens gegen ein wieder erstarktes, sich wehrendes Russland … Das Umfallen vieler Friedensbewegter, vieler Linker … muss zu denken geben.« Für manchen mag Bollingers anschließende Feststellung übertrieben erscheinen. Aber ist sie es tatsächlich? »Ohne die Vernichtung Russlands wird das Vormachtstreben Washingtons und Europas wenig Überzeugungskraft haben.«

In einer opulenten Tour d’horizon beleuchtet der Autor das deutsch-russische Verhältnis von der Ära des Otto von Bismarck über die sozialdemokratischen »Vaterlandsverteidiger« von 1914, die faschistischen Völkermörder bis hin zu den Bundesregierungen unter Konrad Adenauer und Willy Brandt und dessen Neuer Ostpolitik. Unterbelichtet bleiben die Beziehungen zwischen der DDR und der Sowjetunion. Der historische Exkurs dient der Suche nach Erklärungen und Einordnung heutiger Geschehnisse. Um sodann die Überzeugung zu unterstreichen: »Rapallo war und ist der Weg.« Doch: »Geschichtsrevisionismus ist heute von rechts bis links Mode geworden.«

Bollinger ruft die für sein Thema relevanten letzten zwei Jahrhunderte in Erinnerung, ergänzt um zahlreiche wenig bekannte Details. Für die, die nichts davon wissen oder wissen können, ebenso auch für jene, die nichts mehr davon wissen wollen. Einige, während der Lektüre aufstoßende Ärgernisse sind gewiss in einer Neuauflage leicht zu korrigieren. So hat es eben nach 1945 keine »Westverschiebung« Polens gegeben, sondern eine völkerrechtlich abgesicherte Ausdehnung nach Westen mit – erstmals in der polnischen Geschichte! – gesicherten Grenzen.

In den letzten 265 Jahren trafen Deutsche und Russen vier Mal militärisch aufeinander. Aggressoren waren die Russen nie. Hingegen, 1812/13 und 1944/45, Befreier. Und wenn die Deutschen nicht wieder losmarschieren, dann werden die Russen auch nicht kommen, um den eine deutsche Mär aufspießenden Titel von Bollingers Buch aufzugreifen. Es sei denn als Geschäftsleute, Touristen, Partner – und auch als Freunde. Am Ende vermutet Stefan Bollinger: »Es könnte sein, dass künftige Generationen den Ukrainekrieg ganz anders bewerten als heute üblich.«

Falin, Valentin
Zweite Front
Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition
Verlag Droemer Knaur

Im 75. Jahr der Befreiung Europas durch die Anti-Hitler-Koalition begegnen wir denkwürdigen Interpretationen des tatsächlichen Geschehens. Da verkündet Robert Habeck (Grüne) im Weser-Kurier: „Die USA haben Europa befreit.“ Wer auf der Basis von gesicherten Quellen und Dokumenten erfahren will, ob Habeck recht hat oder sich die Tatsachen komplett anders zeigen, findet in Falins Buch überzeugende Richtigstellungen. So deckt er anhand von Dokumenten die Motive der Alliierten für die späte Eröffnung der Zweiten Front 1944 auf.

Valentin Falin bereichert mit diesem Buch die Debatte zur Interpretation des Zweiten Weltkriegs mit akribisch recherchierten Quellen, Dokumenten und persönlichen Deutungen.

Fonjakova, Ella
Das Brot jener Jahre
Ein Kind erlebt die Leningrader Blockade
Mayer Verlag

Als das Inferno über Leningrad hereinbrach, war Ella Fonjakova noch ein Kind von sieben Jahren. In diesem Buch berichtet sie anschaulich, wie sie die 900 Tage der Belagerung überlebt hat. Deshalb sind die Kindheitserinnerungen Ella Fonjakovas auch von großer historischer Bedeutung. Geben sie doch tiefen Einblick in ein Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht von unvorstellbarem Ausmaß.

Und: Wer diesen berührenden Text gelesen hat, versteht auch besser den jährlich am 9. Mai stattfindenden Bessmertnij Polk. Mehr als eine Millionen Menschen gehen dann im heutigen Sankt Petersburg auf die Straße, um gemeinsam an ihre Vorfahren zu erinnern, die diese Stadt vor dem Untergang bewahrt haben.

Gorbatschov, Michail
Was jetzt auf dem Spiel steht
Mein Aufruf für Frieden und Freiheit
Siedler Verlag

Gorbatschow geht auf wichtige Fragen unserer Gegenwart und Zukunft ein. Unter Überschriften wie – „Wem nutzt Globalisierung?“, „Die Welle des Populismus und der Untergang der Demokratie“, „Die ökologische Herausforderung“, „Die multipolare Welt ist Realität“ – trägt er seine Analyse der internationalen Beziehungen vor. Dazu gehört auch die Aufforderung an die USA und Russland, endlich einen Prozess der atomaren Abrüstung einzuleiten, dem sich alle Atomwaffen besitzenden und Atomwaffen freie Staaten anschließen können.

Sein Fazit zum Schluss: „Ich glaube nicht, dass der Vertrauensverlust der letzten Jahre unumkehrbar ist. Ich halte ihn für einen Ausrutscher, einen Fehler. Um diesen Fehler zu korrigieren, braucht es Zeit und Geduld, gesunden Menschenverstand und Verhandlungsgeschick. Aber vor allem müssen wir verstehen, dass wir auf einem gemeinsamen Planeten leben. Denn wir sind verantwortlich für sein zukünftiges Schicksal.“ Dies ist auch als Aufruf für ein Neues Denken zum Lösen der Menschheitsfragen zu verstehen.

Haydt, Claudia; Wagner, Jürgen
Die Militarisierung der EU
Der (un)aufhaltsame Weg Europas zur militärischen Supermacht
Edition berolina

Claudia Haydt zählt zu den versierten ExpertInnen, wenn es um Rüstungsstrategien der EU geht. Davon konnten sich im Februar 2020 Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung: „Warum wir Frieden und gute Nachbarschaft mit Russland brauchen?“ überzeugen. Eingeladen hatte der Verein für Deutsch-Russische Friedenstage. Schwerpunkt im Vortrag war die Strategie des US-/Nato-Manövers Defender 2020, als sichtbarem Ausdruck des Aufmarsches in Richtung russische Grenzen.

Gemeinsam mit Jürgen Wagner bietet die Autorin ein brisantes und überaus informatives Buch mit unbequemen Einsichten. Schonungslos und faktenreich wird die gefährliche Entwicklung der Europäischen Union dargelegt. Das Manuskript beschreibt, welche Strategie die EU im Zusammenspiel mit den USA auf militärischem Gebiet verfolgt.

Heyden, Ulrich
Wer hat uns 1945 befreit?
Interviews mit Kriegsveteranen und Analysen zu Geschichtsfälschung und neuer Kriegsgefahr.
Verlag tredition

Mit diesem aktuellen Buch legt der Journalist Ulrich Heyden eine beeindruckende Sammlung an Biografien und Erinnerungen vor. Für alle Menschen, die sich mit der Entwicklung der Erinnerungskultur in der Russischen Föderation und der BRD befassen, bietet dieses Buch eine wichtige Informationsquelle.

Im Klappentext heißt es: Dass die sowjetischen Soldaten beim Sturz der NS-Herrschaft in Europa eine entscheidende Rolle spielten, wird seit 2014 immer mehr heruntergespielt oder sogar gänzlich verleugnet. Immer mehr verdrängt wird in den großen deutschen Medien, dass im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Sowjetbürger starben, dass über die Hälfte der 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangen an Hunger und Krankheiten elendig verreckten und dass 8,7 Millionen sowjetischer Zwangsarbeiter die deutsche Kriegswirtschaft am Laufen hielten.
Deshalb habe ich mich entschlossen, zum 75. Jahrestag des Kriegsendes die Interviews, welche ich in den vergangenen 20 Jahren in verschiedenen Städten Russlands mit ehemaligen sowjetischen Soldaten und Zwangsarbeitern führte, gesammelt zu veröffentlichen und mit aktuellen Analysen zu den Themen Zweiter Weltkrieg und Geschichtsfälschungen anzureichern.
Die meisten Texte in diesem Buch sind schon einmal in Zeitungen oder auf Internet-Portalen veröffentlicht worden. Durch die Sammlung der Texte bekommt der Leser ein umfassendes Bild darüber, wie die einfachen Menschen in der Sowjetunion den Krieg erlebt haben und was sie heute denken und fühlen.

Krone-Schmalz, Gabriele
Russland verstehen
Der westlichen Politik weist die Autorin etliche Fehler nach.
C. H. Beck Verlag

2015 legte die langjährige ARD-Korrespondentin in Moskau dieses wichtige Buch vor. Darin geht sie faktenreich auf Hintergründe und internationale Zusammenhänge der Ukraine-Krise und der „Annektion der Krim“ ein. Ebenso befasst sie sich mit den Motiven des Präsidenten Putin und der Haltung der russischen Bevölkerung.

Im Klappentext heißt es: Wie ist es um die politische Kultur eines Landes bestellt, in dem ein Begriff wie „Russlandversteher“ zur Stigmatisierung und Ausgrenzung taugt? Muss man nicht erst einmal etwas verstehen, bevor man es beurteilen kann? Gabriele Krone-Schmalz bietet in diesem Buch eine Orientierungshilfe für all jene, denen das gegenwärtig in den Medien vorherrschende Russlandbild zu einseitig ist

Müller, Michael; Brandt, Peter; Braun, Reiner
Frieden! Jetzt! Überall!
Perspektiven einer neuen Friedens- und Entspannungspolitik
Westend Verlag

Den Herausgebern Michael Müller, Peter Brandt und Reiner Braun geht es mit diesem Aufruf um einen wesentlichen Impuls: Neben den dringenden Umweltfragen nicht das Thema Frieden und Abrüstung aus den Augen zu verlieren.

Europäische Friedens- und Entspannungspolitik im Fokus: Mit Texten von Katarina Barley, Frank Bsirske, Daniela Dahn, Daniel Ellsberg, Sigmar Gabriel, Michail Gorbatschow, Stephan Hebel, Reiner Hoffmann, Götz Neuneck, Horst Teltschik, Willy van Ooyen, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Sahra Wagenknecht, Hubert Weiger, Ernst Ulrich von Weizsäcker u.v.a.

Diese Textsammlung zeigt auch auf, weshalb die überwiegende Mehrheit in der BRD ein gutes Verhältnis zu Russland für wichtig hält. Es gibt Hoffnung für eine Wende hin zu einer Politik der Vernunft und Verständigung.

Platzeck, Matthias
Wir brauchen eine neue Ostpolitik
Perspektiven einer neuen Friedens- und Entspannungspolitik
Propyläen Verlag

Mit Matthias Platzeck ergreift ein Politiker das Wort, der das deutsch-russische Verhältnis seit Jahrzehnten beobachtet. Auch motiviert durch seine persönliche positive Einstellung zu den Menschen in Russland ist der ehemalige Ministerpräsident Brandenburgs heute als Vorsitzender im Deutsch-Russischen Forum e. V. aktiv. Mit diesem Buch legt er ein Plädoyer für eine differenzierte Sicht auf das heutige Russland vor.

Kompetenz und politische Weitsicht: Als versierter Kenner analysiert der Autor, was seit 1989 schiefgelaufen ist. Und er legt Vorschläge für eine neue Ära vor, die durch kooperative und gutnachbarschaftliche Beziehungen geprägt wird. Dazu gehört auch die Forderung, sofort die kontraproduktiven Wirtschaftssanktionen zu beenden. Zum Nutzen der Menschen in der BRD und Russland!

Ploppa, Hermann
Der Griff nach Eurasien
Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland
Liepsen-Verlag

Hermann Ploppa ist bekannt für seine gründlichen Recherchen und gut verständlichen Texte. In jahrelanger Kleinarbeit hat er aus zahlreichen Quellen Tatsachen destilliert, die ein gänzlich anderes Bild der Geschichte zeigen, als es zum Beispiel in deutschen Schulen und Hörsälen präsentiert wird. Er zeigt, dass die USA seit mehr als 100 Jahren daran arbeiten, Deutschland und Russland voneinander zu trennen. Und dabei ist den US-Eliten jedes Mittel recht. Bis hin zur geplanten Zerstörung der Sowjetunion mit Atomwaffen in den 1950er Jahren. Gegenwärtig wird diese Strategie der Spaltung im anmaßenden Kampf der US-Konzerne gegen die Erdgaspipeline Nord-Stream-2 erlebbar.

Fakten reihen sich an Fakten: Ein umfassendes Quellenverzeichnis belegt überzeugend, welche langfristigen Strategien die USA zur Durchsetzung ihrer eurasischen Pläne verfolgen.

Rahr, Alexander
Anmaßung – Wie Deutschland sein Ansehen bei den Russen verspielt
Verlag: Das Neue Berlin

Buchbesprechung von Matthias Krauß
mit freundlicher Genehmigung der Tageszeitung Junge Welt

Am Anfang steht eine Frage. »Was man in Deutschland über die Russen denkt, steht jeden Tag in der Zeitung. Doch was weiß man hierzulande über die Ansichten der Russen über die Deutschen?« Mit diesem Satz wird der Leser auf der Rückseite des Buches »Anmaßung. Wie Deutschland sein Ansehen bei den Russen verspielt« empfangen. Autor Alexander Rahr hat in dem schmalen Band tatsächlich eine verschlossene Tür geöffnet und vermittelt, dass es bei der hierzulande herrschenden geistigen und thematischen Armut in der Debatte über und mit Russland überhaupt nicht bleiben müsste. Den Grund für diese Armut nennt Gabriele Krone-Schmalz im Vorwort: »Es fällt auf, dass in unserem Land in der Regel nur zwei Kategorien russischer Gesprächs- oder Interviewpartner zu Wort kommen: offizielle Regierungsvertreter und ausgewiesene Kremlkritiker. ›Neutrale‹ Experten muss man mit der Lupe suchen, und Straßenumfragen vermitteln stets ein Bild, als gäbe es nur entweder blinde Regierungsunterstützer oder sich ereifernde Putin-Kritiker.«

Erschütterte Sympathie

Bei Rahr erhalten die das Wort, auf deren Meinung »westliche« Medien verzichten zu können glauben. Wobei der Eindruck von Frische und Originalität bei jenen Stellungnahmen, die scheinbar wahllos und tatsächlich wie in einer Straßenumfrage entstanden wirken, fast noch stärker ist als bei den ebenfalls in den Band aufgenommenen wohlerwogenen Beiträgen von russischen »Deutschland-Kennern«.

Rahr fragt, ob es die Deutschen beeindruckt habe, »dass die Russen seit dem Fall der Berliner Mauer in allen soziologischen Meinungsfragen Deutschland als ihr Lieblingsland, als eine Art Vorbild in Europa betrachten?« Nein, dieser Eindruck hat sie eher überheblich gemacht. Das Buch vermittelt auf bestürzende Weise: Die nahezu unerschütterliche »traditionelle« Sympathie, die Russen trotz aller grauenhaften geschichtlichen Erfahrungen für Deutschland gehegt haben, ist erschüttert. Die deutsche Außenpolitik in der Ära Merkel hat Spuren hinterlassen. Durchweg ist zu beobachten, dass bei »einfachen« Menschen und in den russischen »Eliten« Vorbehalte, Unverständnis, Skepsis und Ärger wachsen. Aber auch unter den Deutschen hinterlässt die konstante Berieselung mit Propaganda Spuren. Rahr: »Fast ein Drittel der Deutschen sieht Russland inzwischen als gefährlich für die eigene Sicherheit an.« Noch vor wenigen Jahren waren es nur sechs Prozent. Nicht nur die Regierungen – auch die Menschen beider Staaten haben sich voneinander entfernt.

Allerdings lohnt sich ein Blick auf die Details. Die eingangs zitierte Behauptung muss dann nämlich etwas eingeschränkt werden: Jeden Tag steht in deutschen Zeitungen, was Westdeutschland über Russland denkt. Viele Ostdeutsche, bei denen aus ihren DDR-Erfahrungen heraus ein differenziertes und facettenreiches Bild von Russland und den Russen vorhanden ist, schlucken nicht ohne weiteres, was Politik und Medien ihnen in dieser Hinsicht vorsetzen. Dass das auf der internationalen Bühne nicht wahrgenommen wird, hat mit der Arroganz der »Sieger« von 1990 zu tun, die den Erfahrungsschatz der Ostdeutschen, bezogen auf die Staaten Osteuropas, in die Tonne traten. Für den Westen waren die Russen ein Schema, für den Osten waren es Menschen. Das Schema hat den Sieg davongetragen, auch wenn Beobachter wie Rahr und Krone-Schmalz noch an Vernunft und Gewissen appellieren. Krone-Schmalz: Es müsse doch ein jeder wissen, »dass das Wohlergehen Europas von einem guten, zumindest auskömmlichen Verhältnis zwischen Deutschland und Russland abhängt«. Sie erinnert an die »kraftvolle Aufbruchstimmung« im deutsch-russischen Verhältnis um 1990.

Kein Interesse

Allerdings ist diese Sichtweise kein Gemeingut in der deutschen politischen Sphäre. Wenn im Buch von Rahr ein Russe daran verzweifelt, dass Deutschland heute auf die Parameter der Russland-Politik eines Otto von Bismarck verzichten zu können glaubt, so übersieht dieser Walodja, dass Bismarck für Außenminister Heiko Maas keine Kategorie und überhaupt kein Begriff ist, jedenfalls keiner, der mit seiner Arbeit etwas zu tun hat. Maas steht, wenn man so will, in der diplomatischen Tradition des einstigen »Rheinbundes«, die in gewisser Weise aufgehoben war in der Politik der alten BRD und kein Interesse an guten Beziehung zu Russland hat, sondern an seiner Schwächung. Und die in dieser Orientierung keinen Fehler, sondern einen Wert sieht, der keineswegs ein Widerspruch zu einer »kraftvollen Aufbruchstimmung« sein muss. Dazu gehört, Russland von Zeit zu Zeit die Hand zu reichen, sie aber in dem Moment zurückzuziehen, wenn sie ergriffen werden will.

Den vorläufigen Sieg haben die davongetragen, die – ohne Waffen – in gewisser Weise zu den politischen Ergebnissen des Friedens von Brest-Litowsk zurückkehren wollten. Russland ist aus dem Baltikum verdrängt, das – wie nach dem Ersten Weltkrieg – umgehend Einflussgebiet des »Westens« wurde. Die Ukraine ist Puffer und Fuß in der Tür zugleich. Ziel auch der deutschen Politik ist es, diesen Zustand zu erhalten und weiter auszubauen. Es sieht also nicht gut aus. Die Hoffnung bleibt, dass die Anmaßung Grenzen hat. Kurt Tucholsky schrieb 1931: »›Russland muss badisch werden!‹ stand zu Kriegsbeginn auf den Viehwägen, in denen man das Menschenmaterial transportierte. Aber ich fürchte: Eher wird Baden russisch.«

Röper, Thomas:
Vladimir Putin – Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?
J.K.Fischer Verlag

Thomas Röper lebt seit mehr als 20 Jahren in Russland. Als deutscher Journalist kennt er nur zu gut die Darstellung Russlands und seines Präsidenten in deutschen Medien. So hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Meinungsbildung in der BRD mit Originaltexten Vladimir Putins zu bereichern. Dankenswerter Weise sind alle Beiträge ins Deutsche übersetzt und durch eigene Kommentierungen für das bessere Verständnis eingeordnet.

Das Buch fokussiert auf zugängliche Reden, Interviews, Artikel und öffentliche Auftritte. So finden wir die Original-Rede Putins im Deutschen Bundestag mit dem richtungsweisenden Vorschlag einer gemeinsamen Wirtschaftszone von Lissabon bis Wladiwostok.
Der Autor macht auch keinen Bogen um Themen, die im hiesigen Diskurs eine große Rolle spielen: Leben in Russland, Russlands Rolle auf der internationalen Bühne, Ukraine, Sanktionen, Syrien, Verhältnis zum Westen, Wahlbeeinflussung, Klima und Energie …

Fazit: Das 2019 vorgelegte Buch ist eine wichtige Quelle für alle, die faktenbasiert mitreden wollen.

Schumann, Frank und Schumann, Fritz:
Denkmale der Befreiung
Spuren der Roten Armee in Deutschland; zweisprachig deutsch/russisch
Verlag Neues Leben

Im Mai 1945 siegte die Antihitlerkoalition, der Krieg war zu Ende, der Faschismus geschlagen. Die Hauptlast der Befreiung trug die Sowjetunion. Millionen Soldaten fielen an der Front oder starben in Kriegsgefangenschaft, verloren ihr Leben als Arbeitssklaven oder in KZs. Millionen von ihnen wurden in fremder Erde begraben. Im heutigen Deutschland existieren über viertausend Gedenkstätten und Ehrenfriedhöfe. Sie sind Mahnmale gegen das Vergessen und ein Appell für Frieden und Verständigung.

Der Bildband erschien „anlässlich des 75. Jahrestages des Sieges des sowjetischen Volkes im Großen Vaterländischen Krieg 1941/45, der Befreiung Europas vom Nazismus sowie des Endes des 2. Weltkrieges auf dem europäische Kontinent,“ heißt es im Vorwort von Sergej J. Netschajew, Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland.

Der Bildband enthält auf 250 Seiten Fotos und Kurzbeschreibungen von Denkmälern in Berlin und den neuen Bundesländern. Im Anhang finden sich die Adressen aller sowjetischen Gedenkorte in der gesamten Bundesrepublik.

Eine lesenswerte Buchbesprechung finden Sie auch in der Zeitschrift Ossietzky 9/2020.