Im vollbesetzten Saal der Bremer Volkshochschule (VHS) fand im Rahmen der vierten Deutsch-Russischen Friedenstage ein Abend mit Lyrik der russischen Dichterin Anna Achmatowa (1889-1966) statt. Für die Zuhörerinnen und Zuhörer war es ein großes Erlebnis, diese sensible Lyrik in deutscher und russischer Sprache kennenzulernen. Der Hamburger Schauspieler Rolf Becker, die aus Russland stammende Dozentin der VHS Irene Baumann und andere trugen einfühlsam und ausdrucksvoll die Lyrik vor. Bereichert wurde der Abend mit musikalischen und historischen Beiträgen zu und aus der Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zu der die russische Revolution, der Stalinismus und der Überfall von Nazideutschland gehörten.

Jens Derner vom Verein „Deutsch-Russische Friedenstage Bremen e.V.“ begrüßte die Erschienenen. Es wirkten außer den bereits Genannten mit: Die Vokalgruppe des Chores „Rodina“ (Leitung: Slava Kravetz), Serhat Bilgin (Rezitation), Tatjana Chilkewitsch (Rezitation und Gesang), Ivan Emelianov (Cello), Wolfgang Krieger (Historie), Grigorij Osmanian (Bajan), Wladimir Papadopoulos (Gesang und Gitarre), Vladislav Savenko (Violine) und Tim Schikoré (Gitarre).

Der Abend, der von Georg Maria Vormschlag filmisch festgehalten wurde (Video s. unten), endete mit starkem Applaus.

Die Folgeveranstaltung „Russische Lyrik im Spiegel der Zeit V – Sergej Jessenin und Wladimir Majakowskij“ findet am Do., den 15. Juni 23 wieder um 18:30 Uhr am gleichen Ort in der VHS Bremen, Faulenstraße 69 statt.

Gedicht zur Belagerung von Leningrad von 1941 (Anna Achmatowa)

Todesvögel stehen in der Luft,
da Leningrad um Hilfe ruft.

Lärmt nicht, noch kann es sich atmend erheben,
hört, noch alles ist am Leben:

Auf der Ostsee tiefem Grund
stöhnen die Söhne im Schlaf sich wund,

„Brot!“ – aus innersten irdischen Qualen
Dringt dieser Ruf zu den Himmelsschalen.

Doch der Himmel hat kein Brot.
Und aus den Fenstern blickt: der Tod.

Fotos: Hartmut Drewes