Vom Kriegsgefangenen zum Henkersknecht
Die Lesung aus dem halbdokumentarischen Roman „Henkersknechte“ von Ales Adamowitsch ging der Frage nach, wie es in den Jahren 1942/43 in der besetzten Belarussischen SSR der deutschen Wehrmacht und der SS gelang, kriegsgefangene Sowjetsoldaten als Henkersknechte gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen. Dabei konnte sich Ales Adamowitsch, der schon als jugendlicher Partisan gegen die deutschen Besatzer kämpfte, auf Aussagen deutscher und nichtdeutscher SS-Angehöriger in sowjetischen Gerichtsverfahren der Nachkriegszeit beziehen. Der Roman erschien 1982 im Aufbau-Verlag der Deutschen Demokratischen Republik und wurde seither nicht wieder aufgelegt.
Das Publikum folgte mit hoher Aufmerksamkeit der Lesung, die von Bernd Fischer, Barbara Heller und Wolfgang Krieger vorgetragen wurde. In den Texten ging es um das „Sonderbataillon Dirlewanger“, das die Vernichtung von etwa 200 Dörfern mit mehr als 120.000 Menschen zu verantworten hatte. Das bekannteste unter diesen Dörfern war das Dorf Chatyn mit 149 Personen, darunter 75 Kinder unter 16 Jahren.
In Memoriam Chatyn/Belarus – Das Konzert zum Gedenken
Berührende Musik, gefühlvolle Rezitationen und bewegende Informationen zu Chatyn, der in der Erinnerungskultur von Belarus „Friedhof der Dörfer“ genannten Gedenkstätte, standen auf dem Programm des Konzertes In Memoriam Chatyn/Belarus am Samstag, dem 16. November.
Erinnern an die verbrannten Dörfer in Belarus.
Mit einem Präludium und Fuge d-Moll von F. Mendelssohn-Bartholdy eröffnete Christian Faerber an der Ott-Orgel das vielfältige Programm.
Für die Veranstalter begrüßte Louis-Ferdinand von Zobeltitz, Pastor i. R., die Gäste mit eindringlichen Worten zu den verbrannten Dörfern in Belarus und den mehr als 27 Millionen sowjetischen Menschen, die als Folge des deutschen Vernichtungskrieges zu Tode kamen. Besonders betonte er seine Eindrücke von der Gedenkstätte Chatyn, die er 1991 mit zahlreichen Bremerinnen und Bremern besuchte. Abschließend brachte der Redner zum Ausdruck: „Wir denken an die Ermordeten auf allen Seiten des großen Krieges vor 80 Jahren, wir denken an die Ermordeten in diesen Tagen in der Ukraine, in Russland, in Israel, in Gaza, im Libanon und wo auch immer Meschen mit Gewalt und Terror erniedrigt und getötet werden. Wir denken an sie, weil wir leidenschaftlich für eine Geschichte eintreten, die geprägt und bestimmt ist von dem Aufruf: Nie wieder Krieg!“
„Der Schneesturm“ von Alexander Puschkin
Mittwoch, 11. Dezember, Beginn: 20 Uhr,
Ev. Andreas-Gemeinde, Werner-von-Siemens-Straße 55, Bremen
Die Novelle „Der Schneesturm“ erzählt von der jungen Marja Gawrilowna und ihrer Liebe zu Wladimir Nikolajewitsch. Marjas Eltern verhindern die Hochzeit des verliebten Paares. Puschkin entfaltet aus diesem Stoff ein wunderbares Werk, dass durch seine sprachliche Brillanz fasziniert. Ein Text mit überraschenden Wendungen und wunderbaren Beschreibungen von Liebe, Irrungen und Wirrungen, Schnee und Schneesturm.
„Henkersknechte“ – Roman von Ales Adamowitsch
Dienstag, 26. November, 19.00 Uhr
Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen
„Furchtlosigkeit war das Grundmerkmal seiner Persönlichkeit“, schrieb der Moskauer Literaturkritiker Lasar Lasarew über den Schriftsteller, Kritiker und Literaturwissenschaftler Ales Adamowitsch.
1927 als Sohn eines Arztes geboren, wuchs Adamowitsch im Osten der damaligen Belarussischen Sozialistischen Sowjetrepublik auf. Als seine Heimat ab 1941 unter deutsche Besatzung geriet, schloss er sich 15-jährig den Partisanen an, studierte nach dem Sieg über den deutschen Faschismus an der Philologischen Fakultät der Belarussischen Staatlichen Universität Minsk, wurde als Literaturwissenschaftler promoviert und schrieb Prosatexte, in denen er das Grauen des Krieges und die Kriegsgewalt aus dem Blickwinkel derjenigen thematisierte, die im Krieg noch Kinder und Jugendliche waren.
In Memoriam Chatyn/Belarus
Samstag, 16. November, Einlass: 19 Uhr/ Konzertbeginn: 19.30 Uhr
Unser Lieben Frauen Kirche
Unser Lieben Frauen Kirchhof 27-29, Bremen
Zu Gehör gebracht wird u. a. Musik von J. S. Bach, M. Glinka, L. Knipper, V. Kulitskij, F. Mendelssohn Bartholdy, D. Schostakowitsch, P. Tschaikowski.
Belarus: Stellt sich Deutschland seiner ‚Historischen Verantwortung‘?
Vor dem Hintergrund des von NS-Deutschland begonnenen Vernichtungskriegs der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion – und angesichts der aktuellen Situation, in der Russland und Belarus von bundesdeutschen Politikern und Medien erneut zu Feinden erklärt worden sind, sollte bei dieser Veranstaltung (am 22. Okt. im Bürgerhaus Weserterrassen) der Frage nachgegangen werden: (Wie) glaubt Deutschland, seiner – niemals geleugneten – ‚historischen Verantwortung‘ gerecht werden zu können?
Krieg, Exil, Liebe – Vortrag über Marc Chagalls Leben und Malerei begeistert das Publikum
Barbara Alms, Kunsthistorikerin und langjährige Leiterin der Städtischen Galerie Delmenhorst, spannte in ihrem mitreißenden Vortrag einen weiten Bogen, um das umfangreiche Schaffen des Malers Marc Chagall einzuordnen. Illustriert wurde das Vortragsthema „Krieg, Exil, Liebe“ anhand von 80 beeindruckenden Lichtbildern.
Im Vortrag wurde Marc Chagall (1887–1985) als Sohn einer armen orthodox jüdischen Familie vorgestellt. Geboren im russischen Witebsk, reifte er zu einem der erfolgreichsten und berühmtesten Künstler der europäischen Moderne. Im Laufe seines fast 100 Jahre umspannenden Lebens schuf er ein unverwechselbares Universum traumhafter Bildräume in leuchtenden Farben. Mehr als 1000 Werke entspringen seiner Sicht auf die Welt.
Feindbild Russland, oder: Wie eine Meinung in einem Kopf entsteht
Mit großem Applaus wurde am 7. Oktober Hannes Hofbauer, Publizist und Verleger aus Wien, im Konsul-Hackfeld-Haus begrüßt. Mit dem Verfasser des Buches „Feindbild Russland“ konnte ein ausgewiesener Experte für das gleichlautende Veranstaltungsthema gewonnen werden. Im Vortrag spürte der Autor den ökonomischen und politischen Ursprüngen der gegenwärtig zunehmenden Russophobie nach.
Mit Verweisen auf die Quellen im gleichnamigen Buch wurde deutlich, dass sich ein Feindbild-Paradigma schon seit dem 15. Jahrhundert in der Rezeptionsgeschichte Russlands findet. Die Begehrlichkeit westlicher Eliten nach den reichen Schätzen des Landes spielten schon immer eine Rolle, ebenso wie antislawische Vorbehalte, die sich in erschreckender Kontinuität auch heute noch in der bundesdeutschen Politik und in den Medien widerspiegeln. Zahlreiche Zitate, die Hofbauer aus seinem Buch referierte, belegen das.
Die Entvölkerung war geplant
Dirk Pohlmann über den Generalplan Ost – Plan und Umsetzung
Der große Saal im Bürgerhaus Weserterrassen war am 1. Oktober gut gefüllt, als der bekannte Journalist und Dokumentarfilmer Dirk Pohlmann mit seinem Vortrag die Veranstaltungsreihe der diesjährigen Friedenstage des Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen e. V. eröffnete. In dieser Reihe geht es – unter dem Motto: „Niemand ist vergessen, nichts ist vergessen“ – zentral um die von Nazi-Deutschland begangenen Verbrechen beim Angriffskrieg auf Osteuropa. Stellvertretend für diese Verbrechen stehen die Verbrannten Dörfer – z. B. in Belarus (Weißrussland) in den Jahren 1941-1944.
Spuren der Erinnerung: Leise Bilder fast vergessener Barbarei
Die Beschäftigung mit der Geschichte der Verbrannten Dörfer in Belarus macht schnell deutlich: Es gibt in Deutschland kaum umfassende Informationen zu den grauenvollen Verbrechen (1941-1944) der deutschen Wehrmacht und der SS auf dem Gebiet der Belarussischen SSR. Vor diesem Hintergrund vermittelt die Ausstellung Spuren der Erinnerung: Leise Bilder fast vergessener Barbarei einen notwendigen, aber auch speziellen, Zugang zu dem Thema. Am Samstag, 5. Oktober, hatte der Verein Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen e. V. zur Vernissage geladen und zahlreiche Gäste waren der Einladung gefolgt.
Gezeigt werden Gemälde einer Künstlergruppe der Puschkin-Universität Brest. Diese widmen sich feinfühlig dem Andenken der Opfer der Gräueltaten während des deutschen Vernichtungskrieges vor 80 Jahren.
Übersicht 5. Deutsch_Russische Friedens_Tage im Herbst 2024
Auf vielfache Nachfrage veröffentlicht der Verein Deutsch_Russische_Friedenstage Bremen e. V. bereits heute sein Programm für die 5. Deutsch_Russischen Friedens_Tage.
Bitte beachten, dass insbesondere die Veranstaltungen mit Tino Eisbrenner und Dirk Pohlmann mit persönlichen Anmeldungen verbunden sind. Bitte jetzt anmelden und Platz sichern!
Update 17.08.24: Unser Flyer ist jetzt verfügbar und im Text verlinkt!
5 Tage – 5 Gedenken – 5 Kränze
Bericht über eine Friedensfahrt nach Belarus vom 24.-30. Juli 2024
Ein chronologisch verfasster Bericht von Wolfgang Müller und Ludmila Schmidt
Am Ende ein kurzes Resume: Bleibende Eindrücke
Großartige Geburtstagsfeier für Alexander Puschkin in Bremen
UPDATE 12.6.24: Beachten Sie bitte das neu hinzugefügte VIDEO!
Im voll besetzten Saal der VHS in Bremen wurde am 6. Juni eine wunderbare Geburtstagsfeier für Alexander Puschkin gestaltet. Sein 225. Geburtstag, geboren wurde der Dichter am 6. Juni 1799, war Anlass, aus dem berühmten Werk „Jewgenij Onegin“ vorzutragen. Entstanden ist der Text in den Jahren 1823 bis 1830. In Versform wird die wunderbare Liebesgeschichte zwischen Tatjana und Jewgenij erlebbar. Er beschreibt aber auch die Geschichte um den Konflikt zwischen Jewgenij Onegin und der Petersburger Aristokratie. Leichtigkeit und Ironie in der Textgestaltung geben dem Werk den besonderen Glanz.
Die Faszination dieses Meisterwerks kam während der gesamten Veranstaltung zum Ausdruck. Gekonnt wurde das Publikum durch historische und biografische Episoden in das Leben und literarische Schaffen Puschkins eingeführt.
Gedenken am 9. Mai in Bremen an den Gräbern sowjetischer Zwangsarbeiter
Seit mehreren Jahren begeht der Verein „Deutsch-Russischen Friedenstage Bremen e.V.“ zusammen mit anderen Organisationen sowie mit Vertretern und Vertreterinnen der russischsprachigen Community in Bremen den 9. Mai als den Tag des Sieges über den deutschen Faschismus an den Gräbern sowjetischer Zwangsarbeiter auf dem Osterholzer Friedhof in Bremen. Zahlreich hatten sich Bremer Bewohnerinnen und Bewohner eingefunden, mehr als in den Vorjahren. Auch eine Delegation der Botschaft der Russischen Föderation war von Berlin nach Bremen angereist, um einen Kranz niederzulegen. Die Vertreterin Swetlana Junkejewa sprach sich für gute Beziehungen zwischen der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland aus und hob lobend die Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten im Bereich der Pflege der Gräber der Gefallenen im Zweiten Weltkrieg hervor.
Jürgen Borchert trug sein Gedicht „Memorandum für alle Deutschen die für Krieg werben und für solche die sich werben lassen“ vor (s. unten).
Schweigeminute an der Reitbrake zu Ehren des 8. Mai 1945
Am Mahnmal an der Reitbrake in Bremen-Oslebshausen versammelten sich am 8. Mai 2024 zahlreiche Freundinnen und Freunde des Friedens und der Völkerverständigung, um den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg zu begehen.
Mit einer Kranzniederlegung und einer Schweigeminute am Mahnmal wurde zugleich der sowjetischen Kriegsgefangenen gedacht, die als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Bremen geschunden wurden. Hunderte haben die Tortur nicht überlebt. Das Mahnmal an der Reitbrake erinnert an das Schicksal dieser Menschen und verweist auf den so genannten „Russenfriedhof“ an diesem Ort. Erneut forderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung vom Bremer Senat, an der Reitbrake einen würdigen Ort des Erinnerns und Gedenkens zu Ehren der toten sowjetischen Menschen zu gestalten.
Alexander Puschkin zum 225. Geburtstag: „Jewgenij Onegin“
Donnerstag, 6. Juni 18.30 Uhr
VHS im Bamberger
Raum 103 Saal
Faulenstraße 69, Bremen
Mit dem Versroman „Jewgenij Onegin“ formte der am 6. Juni 1799 geborene Dichter Alexander Puschkin ein Meisterwerk der russischen Literatur. Noch heute spielt dieses Poem eine große Rolle auf den Bühnen der Welt.
Zur Feier des Geburtstages werden verschiedene Facetten aus dem Poem „Jewgenij Onegin“ durch Rezitation, Musik und Gesang vorgestellt.
Erschütterndes zum 8. Mai – Verein Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen ruft zur Vernunft auf
Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit spielt sich Ungeheuerliches ab: Diplomaten der Russischen Föderation werden vom Gedenken ausgesperrt!
Die Verwaltungen der Gedenkstätten der ehemaligen Nazi-Konzentrationslager Buchenwald, Mittelbau-Dora, Sachsenhausen und Ravensbrück haben mitgeteilt, dass die Teilnahme offizieller Vertreter Russlands an den Gedenkveranstaltungen anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge dieser «Todesfabriken» – der Nazi-Konzentrationslager – unerwünscht ist.
Nachdem sich Deutsche und Russen über den Gräbern der Kriegsopfer so oft friedlich die Hände gereicht haben, soll nun die alte Feindschaft wieder aufleben?
Einladung zu zwei Gedenkveranstaltungen
_Kundgebung am Mahnmal Reitbrake
8. Mai 1945 – Tag der Befreiung vom NS-Regime
Mittwoch, 8. Mai, 17 Uhr
Mahnmal an der Reitbrake
Reitbrake 6, Bremen
_Erinnerung an hunderte tote Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion
Kranzniederlegung als Mahnung zum Frieden
Donnerstag, 9. Mai, 17 Uhr
Gräberfeld NN (Ausländerfeld)
Friedhof Osterholz
Eingang Hermann-Koenen-Straße, Bremen
Kondolenzschreiben zum Terrorangriff in Moskau
Nachfolgend veröffentlichen wir das Kondolenzschreiben unseres Vereins an den Botschafter der Russischen Förderation anlässlich der Terrorangriffs auf die „Crocus City Hall“ in Moskau.
Es ist an der Zeit, selber zu denken: Der 8. Mai und A. Puschkin regen dazu an
Anregungen zum selber Denken und Handeln bieten die kommenden Veranstaltungen des Vereins Deutsch-Russische Friedenstage Bremen in vielfältiger Weise:
Mittwoch, 8. Mai, 17 Uhr
_Kundgebung am Mahnmal Reitbrake
8. Mai 1945 – Tag der Befreiung vom NS-Regime
Treffpunkt: Mahnmal an der Reitbrake
Reitbrake 6, Bremen
Donnerstag, 9. Mai, 17 Uhr
_Erinnerung an Hunderte Tote aus der Sowjetunion
Kranzniederlegung als Mahnung zum Frieden
Treffpunkt: Gräberfeld NN (Ausländerfeld) Friedhof Osterholz
Eingang Hermann-Koenen- Straße, Bremen
Donnerstag, 6. Juni, 18.30 Uhr
_Russische Lyrik im Spiegel der Zeit
Alexander Puschkin zum 225. Geburtstag: „Jewgenij Onegin“
Veranstaltungsort: VHS im Bamberger, Raum 103 Saal
Faulenstraße 69, Bremen
Das Blockadebuch und das Grab des für die Blockade von Leningrad Verantwortlichen Alfred Jodl
In der Reihe der Veranstaltungen zur Bremer Ausstellung in der Kirche Unser Lieben Frauen über die Blockade der Stadt Leningrad (1941-1944) fand eine Lesung aus „Das Blockadebuch“ von Ales Adamowitsch und Daniil Granin statt. In diesem Buch, das 1982 in Moskau erschien, hatten die beiden Verfasser Dokumente aus diesen 872 Tagen des Hungers, der Kälte, und eines zunehmenden Elends zusammengetragen, Tagebücher, Aufzeichnungen, auch von Kindern und Jugendlichen, auch Gedichte und Briefe, dazu Niederschriften von Interviews mit Betroffenen. Die menschlichen Beziehungen, auch unter den engsten Verwandten, waren der härtesten Prüfung unterzogen, und das alles unter ständigem Beschuss. So erinnert sich eine Frau: „Insgeheim wünschte ich mir, zusammen mit den Kindern zu sterben… Meine Ninotschka weinte ständig… Damit sie einschlief, ließ ich sie mein Blut saugen. Längst hatte ich keine Brüste mehr, sie waren verschwunden…“
Film „Komm und sieh“ mahnt ultimativ zum Frieden
Kino im Kunz
„Komm und sieh“ von Elem Klimow ist, wie der Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger schreibt, „ein historischer Film. Als Kriegsfilm aus der Sicht eines pubertierenden Jungen reicht er in eine selbstdurchlebte Vergangenheit zurück: Klimow, geboren 1933 in Stalingrad, wollte schon zu Beginn seiner Regiekarriere vom Krieg erzählen. Lose basierend auf der Romanvorlage „Die Erzählung von Catyn“ von Ales Adamowitsch, der zusammen mit Klimow auch das Drehbuch schrieb, zeigt der Film die erschütternden Erlebnisse des Jungen Fljora in Weißrussland während des zweiten Weltkriegs. Die deutschen Truppen befinden sich auf dem Rückzug und richten im Rahmen der Politik der verbrannten Erde verheerende Massaker unter der Zivilbevölkerung an.“
Kriegsuntüchtigkeit – eine neue Tugend
von Armin Bernhard
Wolfgang Borchert wäre wohl aus allen Wolken gefallen, hätte er mitgekriegt, dass einst ein sozialdemokratischer Verteidigungsminister zur Kriegstüchtigkeit Deutschlands aufrufen würde. Die schrecklichen Kriegserfahrungen stecken dem Schriftsteller damals, so unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, in den Knochen. Abscheu gegenüber und Angst vor dem Krieg durchatmen die in Schrift gegossenen Gedanken des Schwerkranken. Sein Drama „Draußen vor der Tür“, seine Gedichte und Aphorismen, sein „Manifest“ aus den 1940er Jahren – sie, die oftmals despektierlich der Trümmerliteratur zugeordnet werden, enthalten nicht nur einen gellenden Aufschrei gegen das Menschheitsverbrechen Krieg, sondern fordern unmissverständlich dazu auf, sämtliche Einstellungen, die Kriege ermöglichen, zu blockieren bzw. zu überwinden.
Zwei Veranstaltungshinweise und Videoservice zu den Leningrad-Veranstaltungen
Jetzt vormerken:
_Lesung aus „Das Blockadebuch“ von Ales Adamowitsch und Daniil Granin
Es lesen: Reinhard Anders und Helmut Donat
Mittwoch, 6. März um 19 Uhr
Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen
_Sondervorstellung: Film „Komm und sieh“ von Elem Klimow
Sonntag, 10. März um 19 Uhr
Kulturzentrum Kunz
Sedanstr. 12, Bremen
und Videoservice zur Leningradausstellung …
Abschlusskonzert der Ausstellung zur Blockade Leningrads (1941-1944)
Zum Abschluss der Ausstellung zur Blockade Leningrads von 1941 bis 1944 durch die Nazi-Wehrmacht fand in der evangelischen Kirche Unser Lieben Frauen in Bremen ein großes Konzert mit verschiedenen Musikgruppen der Stadt Bremen statt. Horst Otto vom Verein „Deutsch-Russische Friedenstage Bremen e.V.“ führte durch das Konzert und machte u.a. darauf aufmerksam, dass Musikveranstaltungen in der damals von Hunger, Kälte, Bombardierungen und Tod leidenden Bevölkerung eine große Rolle im Widerstand und Durchhalten spielte. Das Schlusswort sprach Pastor i.R. Louis-Ferdinand von Zobeltitz, Mitglied der Friedensinitiative der Gemeinde. Er wies darauf hin, dass die reiche russische Kultur ein Teil der europäischen Kultur sei und diplomatische Bemühungen gefordert seien, den Krieg in der Ukraine zu beenden.
Lesung mit Lyrik von Anna Achmatowa
Im Rahmen der Ausstellung zum Ende der Blockade von Leningrad (1941-1944) vor 80 Jahren wurde Lyrik der russischen Dichterin Anna Achmatowa (1889-1966) vorgetragen. Sie wurde zu Anfang der Blockade mit anderen Künstlerpersönlichkeiten aus Leningrad nach Taschkent evakuiert, war aber gedanklich mit ihrer Heimatstadt weiter eng verbunden.
Gert Meyer (Marburg) über Leningrad-Blockade 1941-1944
Im Rahmen der Ausstellung zur Blockade Leningrads (1941-1944) in Bremen sprach der Historiker und Politikwissenschaftler Dr. Gert Meyer aus Marburg.
U. a. führte Meyer aus: Um große Opfer der deutschen Angreifer zu vermeiden, entwickelte ein General der deutschen Wehrmacht den Plan, Leningrad nicht zu erobern, sondern auszuhungern und damit zu vernichten. Diese Strategie wurde von Hitler in einem Befehl autorisiert. Deutschland und Finnland, die militärisch verbündet waren, führten in ziemlich schnellem Tempo die militärische Einkesselung der Stadt durch. Sowjetische Gefangene wurden dabei in der ersten Zeit gleich umgebracht.
Eröffnung der Ausstellung zur Blockade Leningrads (1941-1944)
Unter großer Beteiligung wurde die Ausstellung zur Blockade zu Leningrad unter dem Motto „Niemand ist vergessen und nichts ist vergessen“ in der evangelischen Kirche Unser Lieben Frauen in Bremen eröffnet, genau am 80. Jahrestag der Beendigung der Blockade durch die Rote Armee. Der Schauspieler Rolf Becker gab einen Blick in die Zeit der Bombardierungen, des Hungers, des Todes von über einer Million Einwohnern und vom Widerstand in diesen 872 Tagen. In seiner Performance las er zu den Berichten Zitate aus den Tagebüchern der Mädchen Tanja Schawitschewa und Lena Muchina, außerdem aus der Lyrik von Olga Bergholz, gab Beispiele der Musik, die in diesen Tagen in Konzerten aufgeführt wurde, sowie Fotos und Ausschnitte aus Dokumentarfilmen.
Herbert Wehe ist tot
Wir trauern um unser Gründungsmitglied und ehemals ersten Vorsitzenden
Herbert Wehe
Engagiert setzte er sich für eine Welt des Friedens und der Abrüstung ein. Es war ihm Herzensangelegenheit, die deutschen Beziehungen zu Russland im Sinne des friedlichen Miteinanders zu gestalten.
Seine gelassene, nachdenkliche Art war immer motivierend.
Er wird uns fehlen!
Der Vorstand und die Mitglieder des Vereins Deutsch-Russische Friedenstage Bremen e.V.
Austellung „Die Transsibirische Eisenbahn“ im Schloß Schönebeck
Nachdem unsere Austellung „Die Transsibirische Eisenbahn – Eine russisch-europäisch-asiatische Lebensader.“ insgesamt drei Monate in der Bremer Zentralbibliothek zu sehen, bleibt sie noch weiter in Bremen präsent. Seit dem 13.Januar 2024 hängt sie jetzt im Heimatmuseum Schloß Schönebeck in Bremen Nord – und ist dort noch bis zum 3. März zu sehen.
Wie schon in Bremen-Mitte wurde die Ausstellung mit einem engagierten Vortrag unseres Mitglieds Thomas Meyer-Bohé eröffnet.
Mein Weg nach Russland – Erinnerungen eines Reporters
Ulrich Heyden, einigen vielleicht bekannt als Auslandskorrespondent u.a. der NachDenkSeiten, hat seine Erfahrungen bei und nach seiner Umsiedlung nach Russland in einem autobiografischen Bericht dokumentiert. Er ist jetzt als Buch erschienen. Man kann eine reflektierte Sichtweise auf Russland erwarten, die sich deutlich von der anderer Journalisten unterscheiden wird.
„Die Neuen Seidenstraßen – Fortsetzung und Erweiterung des Transsib-Projektes“ – China-Experte Prof. Elsner gibt fundierten Einblick
Die Themensetzung für den Vortrag von Prof. Wolfram Elsner war in jeder Hinsicht eine Punktlandung. Großes Interesse führte an diesem Mittwochabend (15.11.2023) ein zahlreiches Publikum in den Kultursaal der Arbeitnehmerkammer Bremen. Geladen hatte der Verein Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen. Ergänzend zur erfolgreichen Ausstellung in der Stadtbibliothek: „Die Trans_Sibirische Eisen_Bahn. Eine russisch-europäisch-asiatische Lebensader. Geschichte und Perspektiven“ ging es in diesem Vortrag um die wachsende Bedeutung der internationalen Bahnlogistik in Verbindung mit China. Bekanntermaßen investiert dieses Land seit Jahren in die Entfaltung der Wirtschaftsbeziehungen und damit auch in die Handelsbeziehungen (und den damit verbundenen sozialen Fortschritt) Europas.
Ausstellung und Rahmenprogramm zur Blockade Leningrads 1941-1944
Am 27.Januar jährt sich zum 80sten Mal der militärische Durchbruch der von der Deutschen Wehrmacht exekutierten Blockade Leningrads. Der Verein Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen e. V. bietet in Kooperation mit der Friedensinitiative der Gemeinde Unser Lieben Frauen ein vielfältiges Programm zur Einordnung dieser Tragödie.
Bulat Okudschawas Kunst sorgt für Applaus und eine neue Idee
Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass die Veranstaltungen zur russischen Lyrik im Spiegel der Zeit ein besonderes Erlebnis sind. Die VHS-Bremen und der Verein Deutsch-Russische Friedenstage Bremen haben ein Format entwickelt, das durch seine Qualität begeistert. Es vereint die Präsentation der künstlerischen Werke auf Deutsch und Russisch mit der Vorstellung biografischer Daten und historischen Hintergründen. So war es wenig überraschend, dass an diesem Freitagabend (10.11.2023) der Bamberger-Saal der VHS erneut voll besetzt war.
Reisen mit der Transsib – ein Traum und seine Realisierung: Jochen Szech zeigt, wie es geht
Erneut war der Wall-Saal der Bremer Stadtbibliothek im Rahmen der Veranstaltungsreihe: „Die Trans_Sibirische Eisen_Bahn. Eine russisch-europäisch-asiatische Lebensader. Geschichte und Perspektiven“ gut gefüllt. Mit Jochen Szech konnte ein erfahrener Reiseveranstalter als Referent gewonnen werden. An diesem Abend (9. Nov.) ging es um die Frage, ob unter den Bedingungen der angespannten politischen Lage und den Sanktionen eine touristische Reise mit dieser legendären Bahn möglich ist? Die Antwort ist eindeutig Ja. Es machen sich bereits jetzt wieder mehr Reisegruppen auf den Weg.
Abschied mit Torte und einem herzlichen до свидания (Auf Wiedersehen)
Im Hamburger Generalkonsulat der Russischen Föderation gehen in diesen Tagen die Lichter aus. Nach mehr als 50 Jahren Präsenz in der Hansestadt verliert die Norddeutsche Region einen wichtigen Ansprechpartner für die Belange der russischsprachigen Community, z. B. für Visaerteilung, Rentenansprüche und Familienangelegenheiten. Ebenso betroffen sind die Kontakte in die Wissenschaft, Kultur und Handelsverbindungen.
Generalkonsul Andrei Sharashkin zeigte sich überzeugt, dass auch wieder bessere Tage folgen, in denen neues Vertrauen aufgebaut und tragfähige Verbindungen entwickelt werden können. Für den Verein Deutsch-Russische Friedenstage Bremen e.V. wünschte eine kleine Delegation den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Konsulats für die Zukunft alles Gute, verbunden mit einem freundlichen до свидания (Auf Wiedersehen).
Die Transsibirische Eisenbahn im Spannungsbogen von der Teestraße zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor – auch für Europa
Im voll besetzten Saal der Villa Ichon setzte der Logistikexperte Dr. Uwe Behrens bereits mit seiner Eingangsbemerkung einen weitgehend unbekannten Punkt: Sein Exkurs zum Thema Teestraße führte das Publikum ins 18. Jahrhundert. Bereits zu dieser Zeit entwickelten sich im rohstoffreichen Sibirien die Handelsbeziehungen mit China. China lieferte Tee nach Russland. Im Gegenzug wurden Holz und Felle gehandelt. Transportiert wurde alles mühsam per Schlitten und Pferdewagen. Rückblickend lässt sich sagen, dass mit der Entwicklung dieser Transportrouten bereits Konturen der späteren Transsibirischen Eisenbahn entstanden.