9. Mai auf dem Osterholzer Friedhof in Bremen

Viel mehr Bremerinnen und Bremer als vermutet fanden sich am 9. Mai auf dem Osterholzer Friedhof in Bremen ein, um nach der Tradition der russischen Community den Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus zu begehen. Mitglieder des Vereins Deutsch-Russische Friedenstage Bremen e.V. und Aktivisten des Bremer Friedensforum, dazu Menschen russischer Herkunft, die in Bremen leben, vereinigten sich, um der Toten des Zweiten Weltkriegs zu gedenken und sich für ein friedliches und entspanntes Verhältnis zwischen den beiden Staaten Deutschland und Russland und den anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion einzutreten.

Als die Teilnehmer*innen am Eingang zum Osterholzer Friedhof an der Hermann-Koenen-Straße mit Pace-Fahnen eintrafen, kamen zwei deutsch-russische Musiker dazu und brachten mit dem Singen russischer Lieder viel Schwung in diese Friedensfeier. Alle zogen gemeinsam zur sogenannten Ehrenanlage, wo Horst Otto vom Verein Deutsch-Russische Friedenstage sowie Barbara Heller und Hartmut Drewes vom Bremer Friedensforum sprachen.

Drewes erinnerte an die russenfeindliche Stimmung der fünfziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland und an die beschämende Versöhnungsbereitschaft der Menschen in der Sowjetunion gegenüber dem deutschen Volk. Trotz der Schrecken und Leiden, die die Völker der Sowjetunion durch den deutschen Faschismus erfahren hatten – jede sowjetische Familie war davon betroffen – erfuhr er in seinen Begegnungen mit Menschen aus diesem Staat deren großzügige Gastfreundschaft und Freundlichkeit.

Eine aus Russland stammende Frau rezitierte spontan in Russisch das Gedicht von Konstantin Simonow von 1941 „Жди меня, и я вернусь“ (Wart auf mich, ich kehr zurück), das in der Sowjetunion sehr bekannt war.

Fotos: Hartmut Drewes

Update 14.5.2021: Anpassung der Übersetzung

Wart auf mich, ich kehr zurück….
(Konstantin Simonow, 1941)

Wart auf mich, ich kehr zurück,
aber warte sehr,
warte, wenn dich Kummer drückt,
fällt der Regen schwer,
warte, wenn der Schneesturm fegt,
wart bei Sonnenglut,
wart, wenn keiner mehr erwägt,
ob man es noch tut.
Wart, kommt auch aus fernem Ort
nie ein Brief zu dir,
wart, selbst wenn der Mut verdorrt
allen andern hier.

Wart auf mich, ich kehr zurück,
stolz und kalt hör‘ zu,
wenn dich alle lehren:
„Zwecklos wartest du!“
Sohn und Mutter glauben zwar,
dass ich nicht mehr bin;
müde setzt der Freunde Schar
sich ums Feuer hin.
Wenn sie, mein gedenkend dann
trinken herben Wein …
du nur trinke nicht – warte noch;
mutig – stark – allein.

Wart auf mich, ich kehr zurück,
ja, – zum Trotz dem Tod,
der mich hundert-, tausendfach
Tag und Nacht bedroht.
Jene, die mich abgetan,
kämen nie darauf
wie die, welche warten kann,
letztlich half mir auf.
Was am Leben mich erhält,
weiß nur du und ich:
dass du, so wie niemand sonst
warten kannst auf mich.

Жди меня, и я вернусь…
(Константин Симонов, 1941)

Жди меня, и я вернусь.
Только очень жди,
Жди, когда наводят грусть
Желтые дожди,
Жди, когда снега метут,
Жди, когда жара,
Жди, когда других не ждут,
Позабыв вчера.
Жди, когда из дальних мест
Писем не придет,
Жди, когда уж надоест
Всем, кто вместе ждет.

Жди меня, и я вернусь,
Не желай добра
Всем, кто знает наизусть,
Что забыть пора.
Пусть поверят сын и мать
В то, что нет меня,
Пусть друзья устанут ждать,
Сядут у огня,
Выпьют горькое вино
На помин души…
Жди. И с ними заодно
Выпить не спеши.

Жди меня, и я вернусь,
Всем смертям назло.
Кто не ждал меня, тот пусть
Скажет: — Повезло.
Не понять, не ждавшим им,
Как среди огня
Ожиданием своим
Ты спасла меня.
Как я выжил, будем знать
Только мы с тобой, —
Просто ты умела ждать,
Как никто другой.