Wolfgang Bittner liest aus seinem Roman: „Die Heimat, der Krieg und der Goldene Westen“ und stellt sein neustes Buch:  „Deutschland ­verraten und verkauft“ vor

Mit viel Applaus endete die Lesung aus dem Roman: „Die Heimat, der Krieg und der Goldene Westen“ mit Wolfgang Bittner. Mehr als 50 Gäste hatten sich am Donnerstag (15. Juli 2021) in der Aula der Wilhelm-Kaisen-Oberschule (WKO) eingefunden, um dem Schriftsteller zu begegnen.

Aus seinem Buch stellte Bittner Passagen vor, die am Beispiel einer Familie den Beginn des Krieges 1943 in Oberschlesien darstellt. Weitere Textpassagen befassen sich mit dem Kriegsverlauf und seinen verheerenden Folgen für die Menschen. Nach der Kapitulation Deutschlands folgt der Exodus von Millionen Menschen aus den Ostgebieten. In lebendiger Darstellung werden die Schicksale der Familienmitglieder in Notunterkünften nachgezeichnet. Ebenso scheinen die politischen Weichenstellungen im Nachkriegsdeutschland, die auch die Spaltung in BRD und DDR beinhalteten, anhand von Fakten literarisch auf. Im Rahmen des anschließenden Gesprächs mit den Gästen wird deutlich, dass die Weichenstellungen nach 1945 sich heute wieder in einer zunehmenden Konfrontationspolitik gegenüber Russland zeigen. Für die Veranstalter verwies Horst Otto in diesem Zusammenhang darauf, dass Veranstaltungen wie diese dafür werben, alles für eine Politik der Entspannung und Verständigung in Europa zu tun. Dazu gehört auch ein vernünftiges Verhältnis zur Russischen Föderation, das auf Kooperation statt Konfrontation setzt.

Zur besonderen Freude der Gäste wurde die Lesung durch musikalische Beiträge gerahmt. Jelena Mitzel, Musiklehrerin an der WKO, begeisterte das Publikum mit Werken von Ludwig van Beethoven und Dimitri Schostakowitsch.

Amelie Czichon und Daniel Kölker, ebenfalls von der WKO, rundeten den Abend mit einer inspirierenden Version des Liedes „Imagine“ von John Lennon ab. Eingeladen hatten der Verein für Deutsch-Russische Friedenstage Bremen in Kooperation mit der DENKORTE-Initiative Neustadt und der Wilhelm-Kaisen-Oberschule.

Fragen zum neuesten Buch von Wolfgang Bittner „Deutschland ­ verraten und verkauft“
gestellt von Horst Otto, Bremen 15.7.2021

Im März 2021 haben Sie mit dem Buch „Deutschland ­ verraten und verkauft“ einen Titel vorgelegt, der bereits im Klappentext deutlich hervorhebt, dass es Ihnen um die Rolle des wiedervereinigten Deutschlands in der heutigen geopolitischen Auseinandersetzung geht.
1. Können Sie uns sagen, welche Interessen Deutschlands verraten wurden, wie Sie es benennen?

WB: Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung möchte in Frieden leben, auch im Frieden mit Russland. Das wird von den USA mit der von ihr dominierten NATO ständig in Frage gestellt. Von führenden Politikern und den großen Medien wird tagtäglich gegen Russland gehetzt, und es wird massiv aufgerüstet. Die NATO ist entgegen aller Zusagen bis an die Grenzen Russlands vorgerückt. Dort sind Tausende Soldaten, Raketen, Panzerdivisionen und Kampfflugzeuge stationiert. In Büchel in der Pfalz befinden sich Atomwaffen des US-Militärs, von Ramstein aus werden die Drohneneinsätze gesteuert. Dadurch befindet sich Deutschland im Visier der russischen Raketenabwehr. Wenn es zu einem Krieg kommen sollte, wird Deutschland als erstes ausgelöscht. Wir alle sind existenziell gefährdet.

2. Deutschland wurde verkauft können wir auf dem Titel lesen. An wen? Mit welchem Interesse? Ergeben Ihre Recherchen Hinweise auf geheime Verträge zum Beispiel mit den USA, die in den Nachkriegsregelungen die Souveränität Deutschlands einschränken?

WB: 1990 wurde Deutschland mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag de jure souverän. Allerdings haben die USA kurz darauf ein Zusatzabkommen zum Truppenstationierungsvertrag durchgesetzt und sich Sonderrechte vorbehalten. Danach können sie z.B. zum Schutz ihrer Truppen die gesamte Kommunikation überwachen, und sie haben auch Sonderrechte im Strafrecht.
Und es gibt nach wie vor etwa 40 Militärbasen in Deutschland, von denen einige größer als Liechtenstein sind. Deutschland ist nach wie vor ein besetztes Land. Auch die „Feindstaatenklausel“ in der Charta der Vereinten Nationen ist weiterhin in Kraft. Danach ist Deutschland für die UN noch ein Feindstaat

3. Und welches sind die treibenden politischen Kräfte und die dahinterliegenden Motive, die diesen Verrat und den Verkauf fördern? Was beabsichtigen diese Kräfte? Wer profitiert?

WB: Nach der bedingungslosen Kapitulation 1945, die von den Alliierten durch die Flächenbombardements der deutschen Städte bis April 1945 erzwungen wurde, konnte Deutschland besetzt werden. Seither wurde es von den USA systematisch als Frontstaat und Brückenkopf gegen die SU und Russland aufgebaut. 1952 gab es ein Angebot von Stalin, die vier Besatzungszonen zu vereinen, die sog. Stalin-Note. Stalin forderte allerdings, Deutschland müsse neutral bleiben und alle alliierten Truppen müssten abgezogen werden. Das wurde von Adenauer und den westlichen Alliierten abgelehnt. Dadurch blieb Deutschland erstmal geteilt, und es wurde zum Einflussgebiet der USA, man kann sagen, zu einem Vasallenstaat. Und das gilt bis heute. Dass es anders gegangen wäre, hat das neutrale Österreich bewiesen.

4. Sehen Sie in der aktuellen politischen Lage Ansätze, die dazu führen, in Europa das Verhältnis zu Russland zu normalisieren?

WB: Das dürfte schwierig sein. Zurzeit forcieren die USA durch antirussische Propaganda, Geheimdienstaktionen und umfangreiche Militärmanöver ganz offensichtlich ihre Kriegsvorbereitungen gegen Russland (Defender 2021, Sea Breeze). Soeben sind die Sanktionen gegen Russland um ein halbes Jahr verlängert worden. Die deutsche Regierung macht dabei mit. Das wäre nur aufzuhalten, wenn sich viele Menschen dagegen wenden würden. Dringend nötig ist eine starke Friedens- und Demokratiebewegung, die wir ja einmal hatten.