Es wurde der erwartet bewegende Abend mit dem bekannten Schauspieler Rolf Becker am 30. September im Haus der Wissenschaft. Auf dem Programm stand das Thema Kultur und Kunst als Lebenselixier für Leningrad.
Im ersten Teil der Veranstaltung brachte Rolf Becker die beeindruckende Rede des sowjetischen Schriftstellers Daniil Granin zu Gehör, die dieser am 27. Januar 2014 im Deutschen Bundestag gehalten hat. (Die Granin-Rede kann in deutscher Fassung nachgelesen werden unter: https://www.bundestag.de/parlament/geschichte/gastredner/rede_granin-261326).
Großer Beifall der Bundestagsabgeordneten aller Faktionen begleitete seinerzeit diese denkwürdige Rede über das Leid, den Kampf und das Überleben bis hin zur Sprengung der 900 Tage andauernden deutschen Blockade Leningrads durch die Rote Armee am 27. Januar 1944. Rolf Becker: „Daniil Granin würde angesichts der heutigen deutsch-russischen Beziehungen in seiner vom Erinnern und Vergeben geprägten Rede manches anders formulieren“. Unterlegt wurde dieser erste Teil der Veranstaltung mit Original-Filmsequenzen jener dramatischen Blockade-Zeit. Angesichts zunehmender politischer Spannungen in diesen Tagen möchte Becker diese Bilder auch als Mahnung verstehen, aktiv alles für Völkerverständigung und Frieden zu tun.
Der lyrische Teil des Programms wurde von der Musiklehrerin Jelena Mitzel mit einer Klavierkomposition von Dmitri Schostakowitsch eingeleitet. Damit wurde an den großen Komponisten erinnert, der im Alter von 36 Jahren unter Blockade-Bedingungen die 7. Sinfonie, heute bekannt als „Leningrader“, komponierte und 1942 zur Aufführung brachte.
Im Anschluss daran brachte Rolf Becker mit seinem ganzen schauspielerischen und sprachlichen Können Texte von Anna Achmatowa, Ales Adamowitsch, Olga Fjodorowna Bergholz, Gennadij Gor, Daniil Granin, Tanja Sawitschewa und vielen anderen Kulturschaffenden zu Gehör. Lang anhaltender Beifall ertönte zum Schluss des engagierten Vortrages.
Irene Baumann, gebürtig aus Russland kommend und Mitglied im Verein Deutsch_Russische Friedens_Tage Bremen, begrüßte zu Beginn der Veranstaltung die Gäste und stellte Rolf Becker und sein beeindruckendes künstlerisches Schaffen vor. In sehr persönlichen Worten berichtete sie auch von ihren Empfindungen, wenn sie das heutige Petersburg besucht. „Am Flughafen steht zu lesen: Heldenstadt Leningrad – Sankt Petersburg. Es war auch das Engagement der Kulturschaffenden Leningrads, welches das Überleben der Stadt sicherte. Das sollten wir niemals vergessen!“