[Mi, 30. Nov 2022, 19 Uhr]
Villa Ichon, Goetheplatz 4, Bremen

Vortrag & Diskussion mit Dr. Leo Ensel

Die Kämpfe um die Interpretation des politischen Geschehens werden zu Kriegszeiten genauso erbittert geführt wie militärische Schlachten. Denn die Deutung, die sich heute durchsetzt – bzw. mit der geballten Macht der Medien durchgesetzt wird – bestimmt die Handlungen von morgen. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine Vorgeschichte, die man sehr unterschiedlich erzählen kann. Realisiert Putin jetzt das, was er – angeblich – schon immer vorhatte? Sind als nächstes Polen und das Baltikum an der Reihe, wenn ihm jetzt nicht Einhalt geboten wird? Stehen russische Panzer spätestens übernächstes Jahr wieder vorm Brandenburger Tor? So suggerieren es uns unsere Leitmedien. Der Krieg hat aber eine jahrzehntelange Vorgeschichte,
die im aktuellen medialen Diskurs oft ausgeblendet wird. Und an der der Westen sehr vorsichtig gesprochen – nicht unschuldig ist. Es gab keinen „Highway to war“, der Krieg hätte verhindert werden können!

Der Referent Dr. Leo Ensel („Look at the other side!“) ist Konfliktforscher und interkultureller Trainer mit Schwerpunkt „Postsowjetischer Raum und Mittel-/Ost-Europa“. Veröffentlichungen zu den Themen „Angst und atomare Aufrüstung“, zur Sozialpsychologie der Wiedervereinigung sowie Studien über die Deutschlandbilder im postsowjetischen Raum. Im Neuen West-Ost-Konflikt gilt sein Hauptanliegen der Überwindung falscher Narrative, der Deeskalation und der Rekonstruktion des Vertrauens.