Die Mitglieder des Vereins Deutsch-Russische Friedenstage trauern um Stefan Semken.
Seit wir in Bremen aktiv wurden, um freundschaftliche Begegnungen und Beziehungen zwischen Deutschen und Russen zu fördern, war Stefan an unserer Seite. Bei unserem ersten längeren Gespräch berichtete er von der überwältigenden Aktion des „Unsterblichen Regiments“ in Nischni Tagil, an der sich Hunderttausende beteiligten. Als ein russischer Redner der Kundgebung mit Bitterkeit erwähnte, dass die Deutschen es nicht für nötig gefunden hatten, an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus und der Beendigung des Krieges in Europa teilzunehmen, habe er geweint vor Trauer und Scham. Seitdem versuchte er konkrete, freundschaftliche Begegnungen zu organisieren.
Gemeinsam mit Olga, seiner Frau aus Ekaterinenburg, hat er Vieles umgesetzt. Ob es sein russisch-sprechender Hörgeräteakustiker war, der in Nischni Tagil fast neue Hörgeräte für alte Menschen anpasste, ob es die Fortbildung mit deutschen Krankenhausclowns für russische Ergotherapeutinnen war, die Eröffnung eines Kindertheaters in der benachbarten Kleinstadt oder die Anpflanzung eines kleinen Waldes mit von Deutschen gespendeten Freundschaftsbäumen, immer ging es Stefan darum die Beziehungen zwischen beiden Völkern zu verbessern und persönliche Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen.
Seine letzte Aktion in Deutschland war, dass er am 9. Mai 2020 Hunderte von roten Nelken gemeinsam mit Freunden auf den Gräbern sowjetischer BürgerInnen auf dem Friedhof in Hamburg-Bergedorf niederlegte.
Am 24. Juni, kurz vor seinem Tod, war er noch nach Wolgograd gefahren, um dort einen Kranz der Deutsch-Russische Friedenstage Bremen e.V. niederzulegen.
Wir sind Stefan dankbar für seine Ideen und seine Tatkraft im Sinne der Völkerfreundschaft.

Eine Herzensangelegenheit war Stefan die D-RU-schba Kranz_Friedenstour vom 18. Juni bis 4. Juli 2020 an 21 Erinnerungsorte des Großen Vaterländischen Krieges, wie er in Geschichtsbüchern Russlands genannt wird. Um dies zu bewältigen legte er allein 5000 km in seinem auffällig mit Friedensfahnen geschmückten VW-Bus zurück.
Am 29. Juni 2020 besuchte Stefan die Stadt Wladimir auf seiner Tour. Hier legte er einen Kranz nieder und führte anschließend Gespräche mit  Kriegsveteranen und Kriegsveteraninnen.

Bilder aus Wladimir

Update 10.8.20: Wir möchten unsere Leser auf die liebevolle Würdigung von Stefan auf RT durch Leo Ensel hinweisen (https://deutsch.rt.com/russland/105146-nicht-reden-machen-stefan-semken/).

Update 25.9.20: Es hat uns sehr berührt, den folgenden Beitrag des ersten russischen Fernsehen (Россиа-1) gefunden zu haben, der über Stefans Kranzniederlegung in Wolgograd berichtet.